Deutschland hat ein Antisemitismus-Problem

Einem Bericht zufolge sind judenfeindliche Einstellung in „erheblichem Umfang“ in der deutschen Gesellschaft verankert. Diese Einschätzung stammt aus einem Antisemitismusbericht, den ein unabhängiger Expertenkreis erstellt hat und heute auf Einladung von Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) in Berlin vorlegt. Laut dem Bericht seien rassistische, rechtsextreme und antisemitische Parolen weiterhin zum Beispiel auf deutschen Fussballplätzen an der Tagesordnung. Bei der Verbreitung antisemitischer Einstellungen innherhalb der Bevölkerung liege Deutschland im europaweiten Vergleich allerdings „nur“ auf einem mittleren Rang. Höhere Extremismuswerte zeigten Länder wie Polen, Ungarn und Portugal.

Internet spielt wichtige Rolle bei Verbeitung von Antisemitismus

Dem Bericht zufolge spiele das Internet eine besondere Rolle bei der Verbreitung von Antisemitismus. Das Netz würde von Rechtsextremen, Holocaust-Leugnern und extremistische Islamisten mit großer Selbstverständlichkeit als Plattform für ihre Propaganda genutzt.

Antisemitismus auch in der Mitte der Gesellschaft gegenwärtig

Der Expertenkreis ermittelte außerdem, dass sich antisemitische Tendezen nicht auf die rechtsextremen und islamistischen Milieusbeschränken. Auch jenseits dieser Gruppierungen seien anti-jüdische Regungen zu beobachten. Es gebe mittlerweile eine „bis weit in die Mitte der Gesellschaft verbreitete Gewöhnung an alltägliche judenfeindliche Tiraden und Praktiken“. Diese beruhten oft auf weit verbreiteten Vorurteilen, tief verwurzelten Klischees und auch auf schlichtem Unwissen über Juden und das Judentum.

Der heute vorgelegte Bericht ist der erste eines im Jahre 2009 eingesetzten Expertenkreises. Der Kreis entspringt einem Bundestagsbeschluss indem die Bundesregierung beschlossen hatte verstärkt gegen Antisemitismus vorzugehen. Die regelmäßigen Expertenberichte sollen ihren Beitrag dazu leisten.