Schwedens Nationaltrainer Erik Hamrén sagt „Adjö“

Die Fußball-EM 2016 im Juni in Frankreich wirft ihre Schatten voraus! Vier Monate vor Beginn der Europameisterschaft gibt es bereits den ersten Trainerrücktritt: Der schwedische Coach Erik Hamrén wird nach dem Turnier das Amt bei der Tre Kronor niederlegen. Hamrén ist seit November 2009 Trainer der schwedischen Fußballnationalmannschaft und folgte damals auf Lars Lagerbäck, der nach fünf Jahren und der verpassten Qualifikation zur WM 2010 das Handtuch warf. Große Erfolge konnte Hamrén in seiner siebenjährigen Amtszeit (nur Georg Ericson war länger schwedischer Nationaltrainer) indes nicht vorweisen.

Mehrfach Kritik an Hamrén

Die kritischen Stimmen, die den 58-jährigen Hamrén als schwedischen Coach gerne schon früher abgesägt hätten, wurden bereits 2012 laut, als sich die Mannschaft zwar für die EM in Polen und in der Ukraine qualifizieren konnte, aber bereits nach der Vorrunde ausschied. Mit nur einem Sieg (2:0 gegen Frankreich) und zwei Niederlagen (1:2 gegen die Ukraine und 2:3 gegen England) belegte Schweden den letzten Rang in Gruppe D und musste frühzeitig die Heimreise antreten.

In der Qualifikation zur Fußball-WM 2014 in Brasilien wurde Schweden in der deutschen Gruppe nur Tabellenzweiter, konnte aber immerhin sechs Siege in zehn Spielen einfahren. Verloren hat man nur gegen Deutschland und Österreich. Als Zweitplatzierter hätte man sich noch über die Play-offs für die Weltmeisterschaft qualifizieren können, scheiterte aber zweimal an Portugal. Somit fanden die Kritiker abermals ein gefundenes Fressen in Erik Hamrén. Doch auch dieses Mal blieb er im Amt. Verantwortlich dafür war der Präsident des schwedischen Fußballverbandes, Karl-Erik Nilsson, der an Hamrén festhielt und ihm einen Vertrag bis zur EM 2016 anbot.

Hamréns letzte Amtshandlung: Die EM 2016

Wenn ab 10. Juni Frankreich für vier Wochen im Zeichen des Fußballs steht, dann ist Schweden mit dabei. Zu verdanken hat man das auch der erfolgreichen Arbeit von Erik Hamrén. Er erreichte in der Qualifikation in Gruppe G mit fünf Siegen, drei Unentschieden und zwei Niederlagen den dritten Platz. Dieser berechtigte zur Teilnahme an den Play-offs. Dort trafen die Tre Kronor auf Nachbarn Dänemark, gewann das Hinspiel mit 2:1 und schaffte im Rückspiel ein 2:2 unentschieden. Somit hatte sich Schweden erfolgreich für die EM-Teilnahme in Frankreich qualifiziert.

Schweden – der vermeintliche Underdog?

Natürlich kann sich Schweden kaum mit Fußballgrößen wie Deutschland, England, Frankreich oder Italien messen, dennoch haben gerade die vermeintlichen Underdogs in der Vergangenheit immer wieder auf sich aufmerksam machen können (2004: Griechenland und Tschechien, 2008: Russland und die Türkei). Für dieses Jahr hat sich beispielsweise Belgien souverän als Gruppenerster und mit einer Tordifferenz von +19 (24 Tore in nur 10 Spielen qualifizieren können. Nur ein Spiel (0:1 gegen Wales) ging verloren. Somit hat Belgien bei den Buchmachern einen hohen Kurs (Quoten zwischen 10,0 und 12,5) und wird sogar noch vor England, Italien und Portugal gehandelt.

Ob Schweden in einer relativ schweren Gruppe E dieses Jahr die Vorrunde übersteht, bleibt dahingestellt. Gegner werden neben besagten Belgiern Italien und Irland sein. Gruppenerster und Gruppenzweiter qualifizieren sich für die Finalrunde, außerdem die vier besten Gruppendritten aus sechs Gruppen. Durch die Einführung des Achtelfinales, das dieses Jahr erstmals bei einer EM ausgetragen wird, erhofft man sich noch mehr Spannung und mehr Überraschungen.

Hohe Quoten für Schweden

Möchte man auf Schweden als EM-Sieger wetten und würde dies tatsächlich eintreten, man könnte reich werden. Die Wettquoten sprechen in der Tat nicht für das skandinavische Land, aber gerade im Fußball ist alles möglich. Schweden rangiert bei den Buchmachern gerade einmal im hinteren Drittel der 24 Teilnehmer. Erster – wie nicht anders zu erwarten: der amtierende Weltmeister Deutschland. Die weiteren Quoten (Durchschnittswert der bekanntesten fünf Anbieter):

Land Durchschnittsquote
1. Deutschland 4,2
2. Frankreich 4,38
3. Spanien 6,2
4. Belgien 11,5
5. England 11,6
6. Italien 17,5
7. Portugal 18,7
8. Kroatien 29,0
9. Österreich 41,0
10. Schweiz 63,8
11. Polen 64,8
12. Russland 68,8
13. Wales 70,6
14. Türkei 80,4
15. Island 85,4
16. Tschechien 87,4
17. Schweden 93,4
18. Ukraine 95,4
19. Irland 125,25
20. Slowakei 145,4
21. Rumänien 185,4
22. Ungarn 255,4
23. Nordirland 320,4
24. Albanien 370,4

 

Schwedens Anspruch ist vermutlich auch gar nicht der Titel. Dennoch möchte Erik Hamrén mit seiner Mannschaft so gut wie möglich abschneiden. Er möchte es noch einmal allen Kritikern zeigen, dass er zu Recht sieben Jahre lang Schwedens Nationaltrainer war.

Hamréns Bilanz kann sich sehen lassen

Natürlich werden Trainer an den Erfolgen gemessen. Wenn große Turniere verpasst werden oder man schlecht abschneidet, ist es egal, wie oft man vorher gewonnen hat. Wichtig sind einzig die entscheidenden Spiele. Dennoch braucht sich Erik Hamrén nicht zu verstecken, wenn man sich die Spiele zu den beiden Europameisterschaften 2012 und 2016 und die zur Weltmeisterschaft 2014 ansieht. Die Bilanzen können sich durchaus sehen lassen.

Qualifikation zur EM 2012: 8 Siege, 2 Niederlagen

  • 2:0 und 1:2 gegen Ungarn
  • 6:0 und 5:0 gegen San Marino
  • 1:4 und 3:2 gegen die Niederlande
  • 2:1 und 4:1 gegen Moldawien
  • 5:0 und 2:1 gegen Finnland

Qualifikation zur WM 2014 (inkl. Play-offs): 6 Siege, 2 Unentschieden, 4 Niederlagen

  • 2:0 und 1:0 gegen Kasachstan
  • 2:1 und 2:0 gegen die Färöer
  • 4:4 und 3:5 gegen Deutschland
  • 0:0 und 2:1 gegen Irland
  • 1:2 und 2:1 gegen Österreich
  • 0:1 und 2:3 gegen Portugal

Qualifikation zur EM 2016 (inkl. Play-offs): 6 Siege, 4 Unentschieden, 2 Niederlagen

  • 1:1 und 1:4 gegen Österreich
  • 1:1 und 1:0 gegen Russland
  • 2:0 und 2:0 gegen Liechtenstein
  • 1:1 und 3:1 gegen Montenegro
  • 2:0 und 2:0 gegen Moldawien
  • 2:1 und 2:2 gegen Dänemark

In den Qualifikationen zu den Meisterschaften hat Hamrén mit der Mannschaft somit 20 Siege errungen. Denen stehen acht Niederlagen gegenüber. Sechs Spiele gingen unentschieden aus.

Die Ära Hamrén geht zu Ende

Infos zur Karriere von Erik Hamrén.

Bild: Eigene Darstellung

Über sechseinhalb Jahre war Erik Hamrén für die schwedische Nationalmannschaft verantwortlich. Schon nach dem WM-Aus dachte er über einen Abschied nach. Damals ließ er sich von seinem Kapitän Zlatan Ibrahimovic noch überreden, weiterzumachen. Das Vertrauen der Mannschaft war weiterhin da, auch der Spaß und die Motivation. Nun aber ist Schluss.

Über die Beweggründe hat sich Hamrén nicht geäußert. Er teilte mit, dass er „in den letzten sechseinhalb Jahren den besten Job hatte, den es im schwedischen Fußball gibt“. Gab aber trotz seines Rücktritts zu bedenken, dass es „noch nicht vorbei ist. Wir haben noch mindestens sieben Spiele vor uns, und wir wollen uns bei der EURO gut präsentieren.“

Womöglich sind es ja sogar mehr als sieben Spiele. Der Noch-Trainer und seine Mannschaft werden alles daransetzen, um im Turnier so gut wie möglich abzuschneiden und die Fans vielleicht sogar zu überraschen. Wer Nachfolger von Erik Hamrén als schwedischer Nationaltrainer wird, ist noch unklar, gehandelt werden Hakan Ericson (Trainer von Schwedens U21 und letztjähriger Europameister) und Henrik Larsson (ehemaliger Nationalspieler).

Foto oben: Thinkstock, 499127463, iStock, trendobjects

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