Deutschland allein zu Haus: Immer mehr Menschen fühlen sich einsam

An Weihnachten und Silvester ist es für viele besonders schlimm: Das Leben allein kann an diesen Tagen besonders deprimierend sein. Dabei trifft es nicht nur ältere Mitbürger, sondern auch immer mehr jüngere.

Zahl der Betroffenen wächst

Immer mehr Bundesbürger leiden darunter, allein durchs Leben zu gehen. Laut Zahlen des Deutschen Alterssurveys und einer Langzeitstudie des Robert-Koch-Instituts ist die Zahl der sich einsam fühlenden 45- bis 84 Jahre alten Deutschen von 2011 bis 2017 um etwa 15 Prozent angewachsen. Allein im Jahr 2017 fühlten sich 9,2 Prozent der Befragten zeitweise oder dauerhaft einsam.

Auch Jugendliche fühlen sich häufig allein

Internet, Ausgrenzung, Mobbing: In Gestalt von Online-Sucht, dem Gefühl von Zurückweisung oder der Verfolgung durch Gleichaltrige gibt es viele Gründe für die Einsamkeit junger Menschen. Der Studie des Robert-Koch-Instituts zufolge gaben zwischen den Jahren 2014 und 2017 etwa 4,2 Prozent der 11- bis 14-jährigen an, sich dauerhaft allein zu fühlen. Jungen fühlen sich dabei öfter einsam als Mädchen.

Einsamkeit macht krank

In gesundheits- und gesellschaftspolitischer Hinsicht ist das Phänomen Einsamkeit außerordentlich relevant, denn die mittel- und langfristigen Effekte des Alleinseins sind negativ: Einsamkeit macht die Menschen krank. Das Gefühl, vom Rest der Gesellschaft abgekoppelt zu sein, fördert laut einer bereits 2010 veröffentlichten Studie der Uni Cambridge die Entstehung von Herzkreislauferkrankungen, chronischen Stress-Symptomen, Depressionen und Demenz. Die Cambridge-Studie erforschte besonders den Zusammenhang zwischen sozialer Aktivität und Mortalitätsraten.

Drei Lebensphasen – ein Problem

Generell gibt es drei Phasen im Leben, die ein erhöhtes Risiko der Vereinsamung in sich tragen:

  • Der Auszug von Zuhause und die damit einhergehende Suche nach neuen sozialen Netzwerken
  • Die Lebensphase zwischen Mitte 40 und Mitte 50, wenn die Kinder das Haus verlassen
  •  Ab dem Renteneintritt, wenn der Lebenspartner stirbt und die Gesundheit die Mobilität einschränkt

Sie alle haben eines gemeinsam: Es sind Lebensphasen, die einen Umbruch bedeuten. Wenn dieser nicht mit einem neuen, funktionierenden sozialen Umfeld einhergeht, droht die Vereinsamung.

Nationale und internationale politische Reaktionen

Diese Entwicklung ruft weltweit erste Reaktionen aus der Politik hervor: So hat Großbritannien bereits im Jahr 2018 eine eigene Ministeriumsabteilung für Einsamkeit geschaffen, und in der Bundesregierung werden ebenfalls erste Stimmen laut, die einen Regierungsbeauftragten fordern. Er soll sich gezielt mit Thema Einsamkeit in der Gesellschaft auseinandersetzen.

Auch Regierungen anderer Länder erwägen ähnliche Maßnahmen: zu ihnen gehören Australien, Dänemark und Japan.

Bildnachweis: Pixabay, 2666433, Graehawk

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