„Costa Concordia“: sechstes Todesopfer wird geborgen – elf Deutsche werden noch vermisst

Die Zahl der Todesopfer des havarierten Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ ist nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa auf sechs gestiegen. Nun scheint es als wäre die Ursache des Unglücks ein schweres Fehlverhalten von Seiten des Kapitäns. Der Mann wurde vorläufig festgenommen. Das in der Nacht zum Samstag auf Grund gelaufene Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ hat nun sein sechstes Todesopfer gefordert. An Bord konnte ein weiterer Passagier von Spezialkräften nur tot geborgen werden. Laut Angaben der Nachrichtenagentur Ansa habe sich der Tote auf dem zweiten Deck befunden und eine Schwimmweste getragen. Es werden noch immer Passagiere vermisst. Unter den Vermissten sind nach Länderangaben aktuell mindestens elf Deutsche. Darunter fünf Menschen aus Hessen sowie jeweils zwei Personen aus Baden-Württemberg, Berlin und Nordrhein-Westfalen.

Schweres menschliches Versagen könnte die Ursache sein

Der Eigner der „Costa Concordia“ meldete sich nun zu Wort und warf dem Kapitän schweres menschliches Versagen vor. Der mittlerweile festgenommene Kapitän Francesco Schettino hätte das Schiff zu dicht an die Küste der Insel Giglio heran gelenkt. Die in Genua ansässige Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere teilte am Sonntagabend mit: „Es scheint, dass der Kommandant Beurteilungsfehler gemacht hat, die schwerste Folgen gehabt haben.“ Damit distanzierten sich die Eigner des havarierten Schiffes von Schettino. Der 52-jährige Kapitän war bereits am Samstag nach einer Befragung zu den Unglücksumständen festgenommen worden. Ihm drohe nun unter anderem ein Verfahren wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung. Berichten zufolge habe er das Schiff so nach an die Insel heran gesteuert, um Touristen im Hafen mit dem Signalhorn grüßen zu können.

Fehlverhalten des Kapitäns

Abgesehen von der Untersuchung, die nun die Schuldigkeit von Francesco Schettino an dem Unglück bestimmen soll, gibt es noch weitere Anschuldigungen gegen den Kapitän der „Costa Concordia“. Angaben des Betreiberunternehmens zufolge sei Schettino nicht den für die Notsituation üblichen Regeln der Costa Crociere gefolgt. Die Eigner wiesen aber den Vorwurf, dass bei der Evakuierung in der Nacht zum Samstag nicht genügend Schwimmwesten zur Verfügung gestanden hätten, zurück.

Des Weiteren wird dem Kapitän vorgeworfen auch nach wiederholten Aufforderungen durch die Küstenwache nicht an Bord seines Schiffes zurückgekehrt zu sein, um dort die Evakuierung zu koordinieren. Auch soll er es unterlassen haben, einen SOS-Ruf abzusetzen. Die Kreuzfahrtgesellschaft wollte die Vorwürfe zu diesem Zeitpunkt nicht kommentieren. Auch zu Behauptungen, der Kapitän habe das Schiff noch vor den letzten Passagieren verlassen, gab es keine Stellungnahme.

Unglückshergang wird aus Blackbox rekonstruiert

Einzelheiten, wie es zu dem Schiffsunglück kommen konnte, erhofft man sich nun vom Auswerten der Blackbox der „Costa Concordia“. Ähnlich wie einem Flugzeug sind dort Kommunikation auf der Brücke und Steuerbefehle aufgezeichnet.

Suche nach Vermissten wird fortgesetzt

Auch am Montag soll noch weiter nach Vermissten gesucht werden. Die Suche wird jedoch durch die extreme Schräglage des 290 Meter langen Schiffes sowie blockierte Türen und Treppenhäuser erschwert. „Wir hoffen weiter, Überlebende zu finden“, sagte der Küstenwacht-Kapitän Cosimo Nicastro einem italienischen Nachrichtensender.

Eine Frau aus dem hessischen Dreieich wartet noch auf Informationen über ihre Eltern, die sich ihren Angaben zufolge auf der „Costa Concordia“ befanden. Einem Polizeisprecher aus Offenbach zufolge liegt eine Vermisstenanzeige für das Ehepaar vor. Die Vermissten aus Mühlheim am Main sind den Angaben zufolge 71 und 72 Jahre alt und waren mit einer Reisegruppe aus dem Raum Aschaffenburg unterwegs.

Bergung muss zügig vonstatten gehen

Das Hafenamt in Livorno hat bereits die Kreuzfahrtgesellschaft angemahnt, das Schiffswrack, unter Berücksichtigung der noch laufenden Suchaktionen, so schnelle wie möglich „zu sichern und abzuschleppen“. Unklar ist wie sich der Seegang auf die auf Grund gelaufene „Costa Concordia“ auswirkt und ob sie nicht etwa bei stürmischer See weiter abrutschen könnte.

Gegenwärtig wird auch die Frage nach der möglichen Umweltbelastung durch die knapp 2400 Tonnen Dieselöl in den Tanks der „Costa Concordia“ erörtert. Spezialisten sind bereits auf der Insel, und der italienische Umweltminister Corazon Client hat für diesen Montag eine Gruppe von Fachleuten nach Livorno eingeladen, um das Problem zu diskutieren.