Wohnmobil-Sharing ist auf dem Vormarsch

Berlin – Der Kauf eines Wohnmobils ist eine große Investition. Für viele wohl zu groß. Doch auch hier gilt wie in vielen Mobilitätsbereichen: Teilen liegt im Trend. Verschiedene Portale bieten Wohnmobil-Sharing an. Was steckt dahinter?

Portale wie PaulCamper, SHAREaCAMPER, Yescapa oder Campanda führen Interessierte und private Vermieter zusammen. PaulCamper zum Beispiel gibt es seit 2013. Seitdem habe man rund 35.000 Mieter gelistet, die durchschnittliche Vermietdauer betrage zehn Tage, sagt Dirk Fehse, der die Sharing-Plattform gegründet hat.

Steigende Nachfrage nach Mietfahrzeugen

Ähnliche Zahlen weist der Anbieter Yescapa auf, der 2012 in Frankreich gegründet wurde und seitdem über 300.000 Vermiettage verzeichnet. «Das sind rund 820 Jahre Campingurlaub», sagt Levin Klocker von Yescapa. Das Portal ist auch in Großbritannien, Spanien, Portugal oder Italien aktiv. Allein im vergangenen Jahr verzeichnete Yescapa nach eigenen Angaben 100.000 Vermiettage. Die Tendenz steige. So habe der März 2019 den Juli 2018 als historischen Rekordmonat bei den Vermietungen abgelöst: «Und das bereits in der Nebensaison.»

Die ansteigende Nachfrage bringt bereits Probleme in geographisch begrenzten Gebieten. «Das Kontingent kann auf Inseln wie Ibiza oder Mallorca mit der Nachfrage nicht mehr mithalten», sagt Klocker.

Beim Caravaning Industrie Verband (CIVD) begrüßt man den Trend, den man selbst allerdings nicht mit Zahlen unterfüttern kann. Die Portale seien ein Bereich, in dem der CIVD keine eigenen Erhebungen vornimmt, wie Daniel Rätz, Sprecher des Branchenverbandes, erklärt.

Rund 6500 Fahrzeuge stehen bei Yescapa zur Auswahl, um die 4300 sind es bei PaulCamper. Manche Vermieter bieten ein oder mehrere Fahrzeuge auf verschiedenen Portalen an, wie Fehse sagt.

Den privaten Vermietungscharakter wahren

Natürlich gibt es private Vermieter, die mit ihren Angeboten nicht nur die Kosten für das eigene Wohnmobil decken wollen, sondern auch eine Geschäftsidee darin sehen. «Wenn man öfter vermietet, finanziert man sich zudem den eigenen Urlaub», sagt Klocker, «oder schafft sich – wie einige Vermieter – mit dem Zusatzverdienst ein zweites Fahrzeug an, das fast ausschließlich der Vermietung dient und sich damit selbst finanziert.»

Insgesamt aber sollen die Sharing-Portale den privaten Charakter erhalten. «Wir legen enorm viel Wert auf den persönlichen Kontakt, Transparenz und Nähe», versichert Fehse.

Mietpreis und Vermittlungsgebühr

Der Mietpreis hängt von Zustand, Alter und Art des Mobils ab. Ein Campingbus kostet ab 50 Euro pro Tag, während für andere Modelle – teilintegriert, vollintegriert oder Alkoven – in der Hauptsaison mit mindestens 100 Euro täglich gerechnet werden muss. Und die sehr gut ausgestatteten Wohnmobile können noch teurer sein.

«Die Mieter sind zu 90 Prozent zwischen 30 und 60 Jahre alt», sagt Fehse. Klocker ergänzt: «Paare und Freunde bevorzugen tendenziell den klassischen Campingbus, vor allem in Ländern wie Portugal. Familien benötigen zumeist etwas mehr Komfort und Raum, tendieren daher zum Alkoven, teil- oder vollintegrierten Modell.»

Für ihre Vermittlung verlangen die Portale eine Provision vom Vermieter. Bei manchen muss man als Mieter eine Buchungsgebühr zahlen. Die vermittelten Wohnmobile sind versichert. Das ist ein wichtiger Vorteil der Sharing-Plattform gegenüber einer Anmietung von ganz privat, etwa über ein Kleinanzeigen-Portal.

Versicherung beachten

Der
ADAC weist darauf hin, dass man bei der Miete eines Wohnmobils von einer Privatperson nur dann Versicherungsschutz im Schadensfall hat, wenn dieses als Selbstfahrer-Vermietfahrzeug zugelassen und mit gewerblichem Vollkaskoschutz versehen ist. Das sollte man sich schon in den Reservierungsunterlagen bestätigen lassen.

Die Online-Portale hingegen arbeiten mit Versicherungen zusammen. Andere Streitfälle wie verunreinigte Rückgaben der Wohnmobile werden zunächst per Kaution geregelt. Gebe es bei der Rückgabe Probleme etwa mit Verschmutzungen oder nicht aufgefülltem Tank, könne der Vermieter diese ganz oder zum Teil einbehalten, erklärt Klocker von Yescapa.


(dpa/tmn)

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