WM-Qualifikation in Frankreich mit Schweigeminute

Saint-Denis – Die erste Marseillaise erklingt schon im S-Bahnhof. Fußballstimmung im Pariser Vorort Saint-Denis – wie an jenem 13. November 2015.

Der französische Fußballverband FFF hat junge Leute geschickt, die den Fans auf dem Weg zum Stadion Frankreich-Fahnen auf die Wangen malen. Doch wenige Meter dahinter werden Besucher abrupt daran erinnert, dass Fußball hier seit einem Jahr eben nicht mehr ganz unbeschwert ist. «Die Frauen nach rechts, die Männer geradeaus», rufen Sicherheitsleute: Taschenkontrolle, Wintermäntel öffnen, abtasten. Im Hintergrund wachen schwerbewaffnete Polizisten.

Vor den Toren des Stade de France begann am 13. November 2015 die Pariser Terrornacht. Drei Selbstmordattentäter sprengten sich hier in die Luft, während drinnen Frankreich gegen Deutschland spielte. Fast auf den Tag genau ein Jahr später laufen «Les Bleus» am Freitagabend wieder auf: WM-Qualifikation gegen Schweden. Das Spiel ist wichtig, die beiden Teams stehen tor- und punktgleich an der Spitze ihrer Qualifikations-Gruppe.

Es ist aber klar, dass die Partie neben der sportlichen auch eine symbolische Bedeutung hat – auch wenn Frankreichs Kapitän Hugo Lloris den Blick nach vorne richten will. «Das ist ein tragisches Ereignis. Aber man muss immer nach vorne schauen und versuchen, die Seite umzuschlagen, selbst wenn dieses Ereignis uns sicher das ganze Leben im Gedächtnis bleiben wird», sagte er bei einer Pressekonferenz im Vorfeld des Spiels. «Auf eine gewisse Art sind wir mit diesem Drama verbunden.» Trainer Didier Deschamps sagte: «Die Zeit vergeht, aber man kann das nicht vergessen.»

Zu Beginn des Spiels erhebt sich am Freitag das gesamte Stadion zu einer Schweigeminute. Dann der Anpfiff – und bald herrscht wieder fröhliches Gejohle. Ursprünglich hätte das Match sogar am Jahrestag stattfinden sollen – aus Respekt für die Opfer bekam Frankreichs Fußballverband aber eine Ausnahmegenehmigung der FIFA, schon zwei Tage früher zu spielen.

Angst hier zu arbeiten habe er heute nicht, erzählte der Sicherheitsmann Salim Toorabally vor wenigen Wochen der Deutschen Presse-Agentur. «Nach dem 13. November ist die Sicherheit nicht mehr die gleiche», sagte er. Toorabally hatte am 13. November einen jungen Mann ohne Ticket gehindert, ins Stadion zu kommen – hinterher stellte sich heraus, dass es einer der Attentäter war. Heute seien die Sicherheitskräfte sehr präsent bei jedem Spiel, sagt Toorabally. Aber die Szenen von jenem Abend, die kämen ihm trotzdem jedes Mal wieder in Erinnerung.


(dpa)

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