Wie viel Nachrichten verträgt ein Kind?

Berlin – Während die ganze Familie sich im Wohnzimmer aufhält, vielleicht sogar am Esstisch sitzt, flimmert im Hintergrund der Fernseher und Nachrichten laufen rauf und runter. Eltern verfolgen so ganz nebenbei, was den Tag über in der Welt passiert ist.

Was sie oft vergessen: ihre Jüngsten hören und sehen alles mit. Es stellt sich die Frage: Wie viel Nachrichten verträgt ein Kind?

Für Medienexperten ist das keine Frage der Quantität, sondern der Art der Nachrichten. «Nachrichten für Erwachsene sind für Kinder nicht geeignet. Punkt», stellt Kristin Langer von der Initiative «Schau hin! Was Dein Kind mit Medien macht» klar. In den Sendungen ginge es um ganz andere Fragen als in der Kita oder Grundschule. Und die Themen würden nicht altersgerecht erklärt. Das Kind könne beim Verarbeiten überfordert werden. Schließlich hätten Erwachsene eine umfangreichere Bild- und Wissenserfahrung – damit kalkulieren Nachrichtenredaktionen.

«Erwachsene dürfen auch nicht vergessen, wie verstörend Bilder für Kinder sein können, etwa wenn über Hungerkatastrophen berichtet wird», so Langer. Da seien spezielle Kindernachrichten die bessere Alternative. Und wann sollte man anfangen, diese sein Kind sehen zu lassen? Der richtige Zeitpunkt sei gekommen, wenn Kinder anfangen Fragen zu stellen. Denkbar als passenden Einstieg wäre ein Bericht zum Vogel des Jahres oder zu einem populären Sportereignis.

Mit 10- bis 11-Jährigen könnte man dann schon mal zusammen komplexere Nachrichten ansehen oder hören und jederzeit aufkommende Fragen und Zusammenhänge klären. In dem Alter verfügen Kinder laut Langer dann auch schon über einen gewissen emotionalen Schutzpanzer, der Jüngeren noch fehlt. Ihnen fällt es bei Medienangeboten noch schwer, zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden.

Wenn Eltern ein großes Informationsbedürfnis hätten, sollten sie sich zurückziehen und ihre Nachrichten mobil schauen oder zeitversetzt, rät Langer. Sie plädiert zudem dafür, dass Eltern Familienzeiten auch als diese wahrnehmen und nicht mehre Dinge nebeneinander tun. Das sei in der Mediennutzung kein gelungenes Vorbild.


(dpa/tmn)

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