Werner sagt Leipzig mit Heynckes-Rekord ade

Augsburg – Timo Werner zeigte noch zweimal seine Coolness vor dem Tor – nach dem letzten Auftritt in der Fußball-Bundesliga wurde aber auch der Nationalstürmer emotional.

Mit einem finalen Doppelpack und einem Jupp-Heynckes-Rekord hat sich der torgefährlichste deutsche Stürmer aus der Fußball-Bundesliga in Richtung England verabschiedet. «Das Ganze hat ein Ende, aber man geht, wenn’s am schönsten ist, und das ist doch immer der beste Abschluss», resümierte der Erfolgsgarant von RB Leipzig nach dem 2:1 (1:0) beim FC Augsburg, das den Sachsen den Tabellenrang drei und die Champions-League-Qualifikation fixierte. Bald könnte er mit Chelsea als Gegner auf Leipzig treffen.

Als Werner nach seinem zweiten Treffer ausgewechselt wurde, umarmte er Trainer Julian Nagelsmann und alle Betreuer auf der Ersatzbank innig. «Natürlich ging ihm das nahe», erzählte der Coach. Der 24-jährige Fußballer habe als Mensch «das Herz am rechten Fleck».

Nagelsmann versuchte gar nicht, den sportlichen Verlust seines besten Stürmers kleinzureden. «Dass er eine große Lücke hinterlässt als Spieler, das ist selbsterklärend, wenn man die Statistiken sieht und liest», sagte er. Werners Zahlen sind beeindruckend: In der Bundesliga markierte der gebürtige Stuttgarter insgesamt 91 Tore, fast ein Drittel davon gelangen ihm in diesem letzten Jahr bei den Leipzigern. Seine 28 Treffer hätten in den vergangenen 40 Spielzeiten der deutschen Belétage übrigens 34 Mal zur Torjäger-Kanone gereicht – diesmal war aber mal wieder Bayerns Robert Lewandowski (34) besser.

Einen Rekord aber schnappte sich in dieser Corona-Saison nicht der fast unaufhaltsame Pole, sondern Werner. Mit den Toren in Augsburg in der 27. und 80. Minute markierte er 17 Auswärtstreffer in einem Jahr – das war nach Liga-Angaben bislang nur Weltmeister Heynckes 1973/74 gelungen. «Ein gebührendes Ende für seine erfolgreiche Ära bei RB Leipzig», sagte Sturmpartner Emil Forsberg zum Auftritt Werners.

Mit 95 Treffern avancierte Werner zum Leipziger Rekordtorschützen. Zudem waren seit Mario Gomez in der Spielzeit 2010/11 keinem deutschen Spieler in der Bundesliga 28 oder mehr Tore gelungen.

Im letzten Geisterspiel dieser einmaligen Saison hatte der deutsche Nationalspieler nochmal seine Klasse gezeigt – auch im Vergleich zum früheren RB-Erfolgsgaranten Forsberg. Nachdem der Schwede nämlich eine Großchance allein vor dem Augsburger Tor verballert hatte, machte es Werner besser und überwand Keeper Tomas Koubek cool. Kurz vor Schluss konterte er den Ausgleich der Schwaben durch Ruben Vargas (72.) und sorgte damit für ein persönliches Happy End. «Weltklasse» befand Gegenspieler Rani Khedira die Form und Entwicklung Werners.

Nun will der pfeilschnelle Stürmer noch besser werden. «Natürlich fällt es einem schwer, so eine Wohlfühloase, wie ich sie in Leipzig über Jahre hatte, aufzugeben, aber man kommt in einer Karriere nur weiter, wenn man auch mal den nächsten Schritt wagt», sagte er.

Noch-Coach Nagelsmann wertete die Entscheidung Werner «völlig normal und nachvollziehbar. Ich bin ihm nicht böse, nur weil er sich für einen anderen Trainer und einen anderen Club entschieden hat.» Er traut seinem Musterschüler das Abenteuer auf der Insel allemal zu: «Ich wünsche ihm für London alles Gute und hoffe, dass er in vier Jahren ähnliche Statistiken vorzuweisen hat wie hier.»

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(dpa)

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