Völler sagt Bayern den Pokal-Kampf an und hofft auf Havertz

Leverkusen – Rudi Völler richtete direkt eine Titel-Ansage an den FC Bayern – und auch den Kampf um Kai Havertz hat er längst nicht aufgegeben. Die Enttäuschung über das Verpassen der Champions League hatte der Sportchef von Bayer Leverkusen schnell abgeschüttelt.

«Das Schöne ist, dass es für uns noch nicht zu Ende ist», sagte der Weltmeister von 1990 nach dem wertlosen 1:0 (1:0) gegen den FSV Mainz 05 und war in Gedanken schon beim Pokal-Endspiel am kommenden Samstag: «Wir wollen den Bayern einen großen Fight liefern. In einem Spiel können wir versuchen, den Pokal zu gewinnen.»

Auf die Frage, ob Nationalspieler und Ausnahme-Talent Havertz ohne die Königsklasse überhaupt zu halten sei, wurde Völler sogar noch forscher. «Das eine hat mit dem anderen definitiv nichts zu tun», sagte der 60-Jährige: «Und wir können ja theoretisch noch in die Champions League kommen, wenn wir die Europa League gewinnen.»

In der Tat: Das Final-Turnier im August vor der Haustür in Nordrhein-Westfalen bietet Bayer nach Formulierung von Trainer Peter Bosz auch «noch mal eine Extra-Möglichkeit» auf die Königsklasse. Der Turnier-Sieger löst nämlich das Ticket. Und dass Havertz unabhängig von einem grundsätzlichen Wechsel dann noch für Bayer spielen wird, hatte Völler schon zuvor unmissverständlich klargestellt. «Es wird natürlich nicht einfach», sagte Bosz zu den Aussichten: «Aber wir haben gezeigt, dass wir eine gute Mannschaft haben.»

Bei den Buchmachern ist Bayer aktuell – wie könnte es anders sein – Zweiter. Doch den Beinamen «Vizekusen» wollen die Leverkusen am Samstag in ihrem ersten Pokal-Endspiel seit elf Jahren ablegen. Rund 100 Fans zeigten am Samstag, dass sie dran glauben. Sie waren eigentlich gekommen, um den Einzug in die Champions League zu feiern. Doch Frust oder gar Vorwürfe gab es nicht. Sie stellten sich vor dem Stadion im Spalier auf, klatschten den davonfahrenden Spielern zu und riefen ihnen Mut zu für das Duell mit den Bayern.

Die letztlich souverän zum achten Titel in Folge marschierten Münchner sind nach der besten Rückrunde der Liga-Historie «auf jeden Fall Favorit». Das sieht auch Kevin Volland, Schütze des schnellsten Leverkusener Saisontors am Samstag (2. Minute), so: «Aber wir haben schon gezeigt, dass wir es ihnen schwermachen können.» Vor der 2:4-Heimniederlage vor drei Wochen hatte Bayer zweimal hintereinander gegen die Bayern gewonnen.

So glaubt auch Routinier Sven Bender an eine Chance. «Wir brauchen Schärfe», sagte der Abwehrchef: «Das ist ein Spiel, da müssen wir alles geben. Wenn wir gewinnen, haben wir einen Titel.»

Das Frust-Erlebnis vom Samstag war deshalb so schnell vergessen, weil kaum jemand noch ernsthaft daran geglaubt hatte, dass die im Vorjahr von Bayer noch auf Rang fünf verdrängten Gladbacher noch einmal patzen. «Letzte Woche war die Enttäuschung sehr groß. Heute nicht mehr so», sagte Bosz.

So kurios es klingen mag: Am schmerzlichsten war beim Saison-Finale noch der Rekord, den Bayer aufgestellt hatte. Denn die Werkself ist der beste Tabellenfünfte der Liga-Geschichte. «Es ist ein fremdes Gefühl, wenn man mit 63 Punkten enttäuscht sein muss», sagte Bosz, der Gladbach zum «verdienten» vierten Platz gratulierte: «Ich bin sicher, wenn wir in einem Jahr zusammensitzen, werden 63 Punkte für die Champions League reichen.»

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(dpa)

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