Tibet-Proteste überschatten Chinas Treffen mit EU-Politikern und Präsident Obama

In Südwestchina hat sich ein junger tibetischer Mönch aus Protest gegen die chinesische Herrschaft über die Tibeter selbst angezündet. Die Selbstverbrennung des Mönchs geschah nur einen Tag vor dem Zusammentreffen des US-Präsidenten Barack Obama mit dem chinesischen Vizepräsidenten Xi Jinping.Nun überschatten Proteste gegen das chinesische Vorgehen gegen die Tibeter den Staatsbesuch in den Vereinigten Staaten. Aktionsgruppen appellierten an die US-Regierung, sich bei Xi Jinping für ein Umdenken in der Tibet-Politik einzusetzen. Ein riesiges Banner, mit der Aufschrift „Xi Jinping: Tibet wird frei“ wurde an der Arlington-Memorial-Brücke über den Potomac enthüllt. Nach amerikanischen Angaben werden die „großen Sorgen“ der USA über die Lage der Tibeter bei den Gesprächen zur Sprache kommen. Unterdessen rief der chinesische Vizepräsident Xi Jinping, der im Herbst zum neuen Parteichef Chinas aufsteigen soll, in Washington zu mehr Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten und China auf.

China rückt von seiner Position zu Tibet nicht ab

Der chinesische Regierungschef Wen Jiabao verteidigte unterdessen das Vorgehen des Staates gegen die Proteste der Tibeter. Während des EU-China-Gipfels erklärte Wen, dass „eine kleine Zahl von Mönchen“ angestiftet worden sein, die Entwicklung in den tibetischen Regionen zu untergraben. Tibet sei ein „unabtrennbarer Teil“ Chinas. Die Tibeter bezeichnete er als „unsere Brüder“.

Europa darf Menschenrechte nicht wegen Euro-Krise ignorieren

Am Dienstag appelilierte die Gesellschaft für bedrohte Völker an den EU-Kommissions-Präsidenten José Manuel Barroso, der beim EU-China-Gipfel mit dem chinesischen Regierungschef zusammen treffen wird. Die Gesellschaft bat Barroso die Lage in Tibet während des Gipfels anzusprechen. „Die schwierige Lage der Menschenrechte sollte nicht ausgeklammert werden, selbst wenn viele Europäer auf konkrete Hilfen Chinas bei der Stützung des Euro hoffen“, sagte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. „Chinas Politik der harten Hand schürt den Protest der Tibeter. Europa darf dies nicht gleichgültig sein, da mehr Proteste und Verfolgung in Tibet drohen.“ Ob die lage in Tibet auf dem Gipfel debattiert werden wird, ist gegenwärtig nicht bekannt.

Selbstverbrennung als Protest gegen China in Tibet

Selbstverbrennungen von tibetischen Mönchen sind kein Einzelfall. Aus Protest gegen das chinesische Vorgehen haben sich seit einem Jahr schon mehr als 20 Tibeter selbst verbrannt. Bei der Selbstverbrennung in dieser Woche soll es sich um den 19-jährigen Mönch Lobsang Gyatso aus dem Kirti Kloster gehandelt haben. Am Montag habe sich der Mönch auf der Haptstraße von Aba in der Provinz Sichuan mit Benzin übergossen und angezündet. Dies berichteten exiltibetische Quellen und die Aktionsgruppe International Campaign for Tibet (ICT). Das Schicksal des gegen China protestierenden Mönchs ist unbekannt.

Chinas Sicherheitskräfte löschten das Feuer, schlugen aber angeblich den Mönch

Sicherheitskräfte der chinesischen Regierung hätten die Flammen gelöscht, dabei den Mönch aber „schwer geschlagen“, heißt es. Zwei Tibeter, die dem jungen Mönch noch helfen wollten, seien ebenfalls geschlagen worden. Chinesische Staatsmedien bestätigten die Selbstverbrennung. „Die Polizei ist herbeigeeilt, um die Flammen zu löschen, und haben ihn in ein örtliches Krankenhaus gebracht“, meldete die Agentur Xinhua.

Lage in Tibet ist seit 2008 äußerst gespannt

Die Lage in den tibetisch bewohnten Regionen Chinas ist seit den schweren Unruhen der Tibeter 2008 äußerst gespannt. Tibeter beklagen Festnahmen, Unterdrückung und scharfe Sicherheitsmaßnahmen. Auch die „patriotische Erziehungskampagnen“, denen sich die tibetischen Mönche zwangsweise unterziehen müssen, lösen immer wieder Empörung aus. Die Tibeter versuchen trotz der Widerstände ihre Sprache und Kultur zu erhalten. Die Kontrolle der chinesischen Regierung über die Klöster wurde  verschärft.

Exiltibetische Regierung sieht wachsende Verzweiflung

Für die exiltibetische Regierung im indischen Dharamsala sind die andauernden Akte der Selbstverbrennung ein klares Zeichen der wachsenden Verzweiflung der Tibeter. Erst am Samstag war eine 19-jährige Nonne an den Folgen ihrer Selbstanzündung in Aba (tibetisch: Ngaba) gestorben. Daraufhin wurden die Sicherheitsvorkehrungen noch verschärft, berichten Aktionsgruppen. Chinesische Sicherheitskräfte kontrollierten und durchsuchten Tibeter an Straßensperren in der Stadt.