So reagieren Eltern auf zu viel Schminke

München – Nach dem Aufwachen bringt die 13-jährige Tochter noch 45 Kilo auf die Waage, nach dem Schminken gefühlt 48. Kommen Mädchen in die Pubertät, sehen sich viele Eltern mit der Situation konfrontiert, dass Mädchen kiloweise Make-up, Lidschatten und Eyeliner verwenden.

Eltern haben dafür oft kein Verständnis. Aber wie sollten sie sich verhalten? Verbieten, erlauben, mitmachen?

«Töchter probieren sich aus, sie grenzen sich bewusst von ihrer Familie und den dort geltenden Schönheitsidealen ab», erklärt
Erziehungscoach Kira Liebmann aus München. Das sei normal und gehöre zum Prozess des Erwachsenwerdens dazu. Mädchen testen das Gegenteil dessen, was ihnen vorgelebt wird, um danach selber zu entscheiden, welcher Weg denn nun der ihre ist.

«So sieht man Töchter von eher natürlichen Müttern oft extrem geschminkt und Töchter von gerne auffällig geschminkten und gestylten Müttern nach Natürlichkeit streben», sagt Liebmann, die als Pubertäts-Überlebenstrainerin Eltern coacht.

Opponieren ist aber nicht der einzige Grund. «Mit dem starken Schminken ziehen sich viele Mädchen auch eine Art Schutzpanzer an, eine Maske hinter der sie Unsicherheiten verstecken können», weiß die Erziehungs-Expertin.

Gegen das Extrem-Schminken anzureden, bringe gar nichts. Je mehr Eltern dagegen sind, desto stärker wird die Tochter dafür sein. Liebmann Ratschlag: durchatmen und aussitzen. Die Phase geht auch wieder vorbei. «Die wenigsten 20-Jährigen schminken sich noch so grell und zum Teil unpassend wie eine 15-Jährige», beruhigt Liebmann. Die Mädchen bräuchten Zeit, selber herauszufinden, was zu ihnen passt.

Oft befürchten Eltern, dass ihre Töchter so erwachsen geschminkt Begehrlichkeiten bei Männern wecken könnten. «Ungeschminkt aus dem Haus zu gehen, ist aber kein Schutz davor», erklärt Liebmann. Sie appelliert vielmehr, Mädchen früh beizubringen: «Mein Körper gehört mir und nur ich bestimme, wer ihn anfassen darf!» Egal ob geschminkt oder nicht – niemand habe das Recht, sich an einem Mädchen zu vergreifen. Liebmann rät: «Dieses Selbstbewusstsein sollte Kindern vermittelt werden, statt ihnen den Lidschatten zu verbieten.»


(dpa/tmn)

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