Präsidentschaftswahlen in Russland: Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen und Beobachter sollen Wahlbetrug verhindern

An diesem Sonntag wählt Russland unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen und mit einem beispiellosen Einsatz von Beobachtern den Nachfolger des amtierenden Präsidenten Medwedew. In neun verschiedenen Zeitzonen wählen rund 110 Millionen Bürger ihr neues Staatsoberhaupt.

Gerüchten um eventuelle Wahlmanipulationen wollen die Behörden vorbeugen, indem sie in einem beispiellosen Akt der Transparenz die Abstimmung in den meisten der landesweit 96 000 Wahllokalen über Internetkameras auf der Seite webvybory.ru live ins Internet übertragen. Wahlleiter Wladimir Tschurow sprach in diesem Zusammenhang von einer Weltpremiere.

Wladimir Putin ist der erwartete Sieger bei der Präsidentschaftswahl

Sollte Wladimir Putin (59) als Sieger aus der Präsidentschaftswahl im flächenmäßig größten Land der Erde herborgehen, wäre sicher niemand überrascht. Der amtierende Regierungschef Putin gilt als Favorit unter den fünf zur Wahl stehenden Kandidaten. Er übte bereits von 2000 bis 2008 das Amt des Staatsoberhaupts der Energie- und Atommacht aus. Bereits im Vorfeld der Wahl hatte Wladimir Putin angekündigt den amtierenden Präsidenten Medwedew, seinen politischen Ziehsohn, in einem umstrittenen Ämtertausch zum Regierungschef machen. Medwedew hatte seinen Verzicht auf eine Wiederwahl mit der Popularität Putins begründet. Nach einer Verfassungsänderung wird der Kremlchef zum ersten Mal für eine sechsjährige Amtszeit, statt wie zuvor für nur vier Jahre, gewählt.

Strenge Beobachter und Massenproteste sollen Wahlfälschungen verhindern

Nach der Parlamentswahl im Dezember bei der Putins Partei Einiges Russland angeblich eine überwältigende Mehrheit der Stimmen errang, hat die russische Zivilgesellschaft für die Präsidentschaftswahl am heutigen Sonntag eine nie dagewesene Zahl an Beobachtern mobilisiert. Zehntausende setzen sich ein, um Wählfälschungen zu verhindern. Außerdem sind auch internationale Beobachter unter anderem von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Russland im Einsatz.

Russische Opposition kündigte Massenkundgebungen an

Vor dem Ausgang der Präsidentschaftswahl hat die Opposition bereits aus Protest gegen die aus ihrer Sicht unfaire Wahl und wegen Mangels an politischem Wettbewerb Kundgebungen angekündigt. Der von der Opposition befürwortete Kandidat, Grigori Jawlinski, wurde nicht zur Wahl zugelassen. Nun sollen 450 000 Sicherheitskräfte einen störungsfreien Wahlausgang garantieren.

Vier Gegenkandidaten für Regierungschef Putin

Am Sonntagmorgen hatte der Multimilliardär Michail Prochorow im Gebiet Krasnojarsk in Sibirien als erster der insgesamt fünf Kandidaten seine Stimme abgegeben. Prochorow (46) ist das einzige neue Gesicht unter den Bewerbern für das Amt. Die weiteren Gegenkandidaten Putins sind der Kommunistenchef Gennadi Sjuganow (67), der Ultranationalist Wladimir Schirinowski (65) und der linkskonservative Politiker Sergej Mironow.

Die ersten Hochrechnungen der Wahl werden unmittelbar nach der Schließung der letzten Wahllokale um 18.00 Uhr (MEZ) erwartet. Erste Ergebnisse könnten bereits am späten Sonntagabend feststehen.