Machtkampf bei der Deutschen Post

Der Markt der Paketdienste ist hart umkämpft. Noch ist DHL die Nummer Eins unter den europäischen Konkurrenten. Doch im Innern der Deutschen Post DHL tobt ein Machtkampf. Auf dem Rücken ihrer Kunden streiten Arbeitgeber und Gewerkschaften um den richtigen Kurs.

Der Streik vor Ostern war nur ein Vorgeschmack auf die Auseinandersetzungen, die in den kommenden Wochen und Monaten noch bevorstehen. Wenn es nach dem Willen der Gewerkschaft Verdi geht, werden die 140.000 tariflich bezahlten Arbeitnehmer künftig nur noch 36 Stunden pro Woche arbeiten, statt wie jetzt 38,5 Stunden. Und das bei vollem Lohnausgleich, also zu gleichen Kosten für den Arbeitgeber. Diese Forderung will die Gewerkschaft notfalls mit weiteren Streiks durchsetzen. Was das bedeutet, haben nicht nur die Arbeitgeber, sondern auch die Kunden in der Woche vor Ostern erfahren müssen: Millionen Briefe und Hunderttausende Päckchen blieben liegen. Dass Verdi auch bei den Ostergrüßen Verspätungen in Kauf nimmt, zeigt, wie ernst es der Gewerkschaft ist.

Gewerkschaft gegen Vorstand – wer bestimmt den Kurs bei der Deutschen Post?

Die Arbeitszeiten sind nur der Anfang. Der Konzern will bei den Personalkosten sparen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Vor allem die Löhne in der Paketzustellung sind deutlich höher, als bei den Mitbewerbern DPD, GLS oder Hermes. Um die hauseigenen Tarife umgehen zu können, hat die Deutsche Post DHL bereits Tochterunternehmen gegründet, in denen günstiger gearbeitet wird. Denn die sogenannten Delivery GmbHs zahlen statt des Haustarifs nur den niedrigeren Speditions- und Logistiktarif. Eine Billig-Konkurrenz aus dem eigenen Haus mit niedrigeren Löhnen für gleiche Arbeit – für die Gewerkschaften ist das inakzeptabel. Verdi geht in die Offensive und will gerichtlich gegen die Auftragsvergabe an Subunternehmen vorgehen. Gleichzeitig setzt sich die Gewerkschaft für Lohnerhöhungen und eine Beibehaltung des Kündigungsschutzes für Post-Angestellte ein, der im Dezember offiziell ausläuft.

Langer Arbeitskampf schadet allen Beteiligten

Zwischen der Deutschen Post DHL und der Gewerkschaft Verdi scheint ein regelrechter Machtkampf entbrannt zu sein. Umso erbitterter kämpfen beide Seiten darum, keine Zugeständnisse zu machen. Eine Einigung ist nicht in Sicht. Wer der Leidtragende der Auseinandersetzung sein wird, steht allerdings jetzt schon fest: der Kunde. Mit weiteren Streiks über Wochen oder gar Monate hinweg könnten sich beide Parteien allerdings ins eigene Fleisch schneiden – nämlich dann, wenn die Kunden zum Versenden ihrer Briefe und Pakete zu Konkurrenzunternehmen überlaufen.

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