«Like you!» über Freundschaft digital und analog

Frankfurt/Main – Wie beeinflussen digitale Medien unsere Freundschaften? Dieser Frage widmet das Frankfurter Museum für Kommunikation eine Ausstellung, die bis September 2019 zu sehen ist.

«Like you!» heißt die Schau, die an diesem Donnerstag beginnt. Sie beschäftigt sich mit «Freundschaft digital und analog», wie die Ausstellungsmacher am Dienstag berichteten.

Die Schau nimmt den ganzen zweiten Stock des Museums ein. Sie ist so gründlich recherchiert wie eine wissenschaftliche Arbeit, aber nicht trocken dank vieler Mitmach-Stationen. Freunde finden, Freundschaften pflegen, Freunde verlieren oder bewusst ohne Freunde leben sind nur einige von vielen Themen, die angesprochen und ausgeleuchtet werden.

Die entscheidende Frage, ob digitale Medien Freundschaften befördern oder gefährden, wollen die Kuratoren bewusst nicht beantworten, wie Martina Padberg bei der Vorbesichtigung erklärte. Die gegensätzlichen Positionen zweier Jugendforscher werden einfach gegenübergestellt – in zwei Sprechblasen wie bei einer WhatsApp-Kommunikation.

«Die Zeit, die wir im Netz verbringen», fehlt uns für Begegnungen im echten Leben», sagt Philipp Ikrath vom Institut für Jugendkulturforschung. «Digitale Medien haben die Art und Weise der Freundschaftsausübung, aber nicht unbedingt die Bedeutung von Freundschaft verändert», hält Kai Erik Trost dagegen, der an der Universität Passau über Privatheit und Digitalisierung forscht.

Nanne Meyer und Eva-Maria Schön pflegen bewusst eine altmodische, analoge Form der Freundschaft. Sie wohnen beide in Berlin, sehen sich regelmäßig und arbeiten als Künstlerinnen zusammen, schreiben sich aber trotzdem alle paar Wochen selbstgemachte Postkarten, die Kommunikation und Kunstwerk zugleich sind. «Es ist eine andere Art des Austauschs als wenn man sich sieht oder telefoniert», sagt Schön (70), während sie mit ihrer Freundin (65) eine Auswahl von Karten der vergangenen acht Jahre an die Wand des Museum nagelt: «intensiver».

In einer Vitrine haben die Kuratoren Freundschaftsgeschenke von der Antike (eine gravierte Gemme) bis in die Gegenwart (von geflochtenen Freundschaftsbändchen bis zu geteilten Tattoos) arrangiert. Besucher werden gebeten, Fotos eigener Freundschaftszeichen einzureichen. An der Wand gegenüber hängt eine Fotoserie aus den USA: Seit 30 Jahren fotografieren sich fünf Freunde alle fünf Jahre am gleichen Tag, am gleichen Ort, in der gleichen Anordnung.

In die Vergangenheit blickt die Ausstellung nur schlaglichtartig, eher versucht sie einen Blick in die Zukunft zu richten. Können Roboter oder intelligente Systeme Menschen vor Einsamkeit bewahren? Werden Freundschaften wichtiger sein als Familie? Um das Heute auszuleuchten, zitiert das Museum eine Fülle von Statistiken, bei denen Menschen aller Altersgruppen zu ihren Freunden und ihrem Medienkonsum befragt wurden.

Immer wieder weitet die Ausstellung den Blick und fragt nach dem Wesen von Freundschaft an sich – zum Beispiel in Abgrenzung zu Liebe. Man könne beide leicht verwechseln, sagt die Soziologin Eva Illouz, dabei würden sich Liebe und Freundschaft vor allem in einem Punkt unterscheiden: «Wenn sie das gleiche Versprechen machen, so ist es für gewöhnlich die Freundschaft, die es hält.»


(dpa)

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