Leverkusens Auftakt: Ein gefühltes Alles-oder-Nichts-Spiel

Leverkusen – Moskau-Profi Benedikt Höwedes spricht vom «Duell der krassen Außenseiter», Bayer-Coach Peter Bosz fordert unumwunden einen Sieg. 

Das vermeintlich leichteste Gruppenspiel zum Auftakt bringt Bayer Leverkusen in der Champions League gefühlt schon in eine Alles-oder-Nichts-Situation. «Es ist ganz klar unsere Aufgabe zu gewinnen», sagte Bosz am Dienstag.

Das Duell mit dem russischen Pokalsieger Lokomotive Moskau am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) bietet für Bayer die große Chance auf einen Traumstart vor den Auswärtsspielen bei den Favoriten Juventus Turin (1. Oktober) und Atlético Madrid (22. Oktober). Aber auch ein großes Risiko. Denn im Falle einer Niederlage wäre der Traum vom Weiterkommen fast schon beendet.

Das Achtelfinale ist trotz der Hammer-Gruppe mit Atlético als Nummer zwei der UEFA-Rangliste und Juve als Nummer fünf aber ganz klar die Vorgabe für die an Position 27 notierten Leverkusener. «Das übergeordnete Ziel ist es, weiterzukommen», sagte Kapitän Bender: «Meine Erfahrung ist, dass du dafür deine Heimspiele gewinnen musst. Und da das ein Heimspiel ist, müssen wir gleich loslegen.»

Sportchef Rudi Völler sagte: «Das ist eine hochattraktive, aber natürlich auch extrem schwere Gruppe. Aber wir werden alles geben, um das Achtelfinale zu erreichen.» Das schaffte der Finalist von 2002 bei acht Teilnahmen bisher immerhin sieben Mal.

Das Spiel gegen die Nummer 40 der Rangliste um den früheren Weltmeister Höwedes sieht Völler als «Möglichkeit, schnell in die Spur zu finden». Zumal der Vergleich zwischen Leverkusen und Moskau am Ende zumindest über das Überwintern in der Europa League entscheiden könnte, falls sich der Finalist von 2017 (Juve) und der von 2014 und 2016 (Atlético) doch als zu stark erweisen sollten.

Den Tabellenfünften der russischen Liga erwartet Bosz sehr defensiv ausgerichtet. «Aber darauf müssen wir uns einstellen», sagte er: «Und wir müssen eine Antwort haben, wie wir durch diese Mauer von Verteidigern durchkommen und dabei auch unsere Restverteidigung gut organisieren.» Schließlich sei es für sein Team nichts Neues, gegen defensive Gegner zu spielen. «Wir trainieren seit letztem Jahr, wie wir uns da verhalten müssen», sagte Bosz: «Die Spieler wissen, was sie gegen kompakte Gegner zu tun haben. Entscheidend wird sein, wie gut wir das machen.»

Das 0:4 am Samstag bei Borussia Dortmund hat aber nicht gerade das Selbstbewusstsein gestärkt. «Wir waren am Ende keine Mannschaft mehr», hatte Bosz später kritisch analysiert. Und Torhüter Lukas Hradecky erklärte gar: «Wenn es noch zehn Minuten länger gegangen wäre, wäre es auch noch 5:0 oder 6:0 ausgegangen.»

Lars Bender und sein Zwillingsbruder Sven, die nach dem Spiel in Dortmund deutliche Kritik geäußert haben, freuen sich aber, den Frust nicht bis zum Wochenende rumtragen zu müssen. «Das Schöne an Englischen Wochen ist, dass man schnell etwas korrigieren kann», sagte Sven. «Im Fußball lebt man leider immer in der Vergangenheit oder in der Zukunft», erklärte Lars: «Wenn drei Tage später das nächste Spiel ansteht, orientiert man sich in die Zukunft. Und das ist nach so einem Spiel umso besser.» Sein Vorfreude auf den Champions-League-Auftakt sei jedenfalls «uneingeschränkt groß».


(dpa)

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