Joachim Löw: «Das war souverän und seriös gespielt»

Oslo – Fragen an Bundestrainer Joachim Löw nach dem 3:0 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zum Start der WM-Qualifikation am Sonntagabend in Oslo gegen Norwegen.

Ein souveräner Start war Ihre Vorgabe an die Mannschaft. Wie fällt das Fazit nach den 90 Minuten aus?

Joachim Löw: «Die Mannschaft hat die Vorgaben gut umgesetzt. Wir haben dieses Spiel souverän gestaltet, haben kaum eine Chance zugelassen, sind defensiv gut gestanden bei den langen Bällen von Norwegen. Wir hatten eine gute Raumaufteilung und in vielen Phasen Zug zum Tor. Mit dem 2:0 war das Spiel in der Halbzeit entschieden. Es war klar, dass die Mannschaft nicht bis zum Schluss ein ganz hohes Tempo gehen wird am Anfang der Saison. Insgesamt war das souverän und seriös gespielt. Der Sieg war nie gefährdet.»

Thomas Müller war als zweifacher Torschütze der Matchwinner. Wie viel Erleichterung haben Sie bei ihm gesehen? Und hatte er bei seiner torlosen EM vielleicht einfach zu viele Spiele in den Beinen?

Löw: «Zu viele Spiele glaube ich nicht. Er hat bei der EM im Training und in den Spielen keinen müden Eindruck gemacht. Er hatte bei der EM irgendwie das Pech an den Füßen kleben. Gegen Italien hat er dann auch im Elfmeterschießen verschossen. Das hat natürlich an ihm genagt, weil er die Chancen hatte. Von daher ist es gerade für ihn am Anfang der Saison gut, dass er zwei Tore erzielt hat. Das wird ihm Auftrieb geben. Es ist ja wieder WM-Zeit, WM-Qualifikation. Da trifft er sowieso regelmäßig. Ich denke, dass das erste Tor bei der Nationalmannschaft nach längerer Zeit ihn erleichtert hat.»

Die Offensivspieler haben mehr Präsenz im Strafraum gezeigt. Wie zufrieden waren Sie damit? Und kommt Mesut Özil als Spielmacher dann auch besser zur Geltung?

Löw: «Das war in der EM-Aufarbeitung ein Thema. Bei der EM fehlten die Effizienz und die Konsequenz im Abschluss. Diesmal waren wir im Sechzehner präsent. Es waren immer drei, vier Spieler da, die in den Abschluss wollten. Die Tore waren dann irgendwie fällig. Julian Draxler, Thomas Müller, Mario Götze, auch die beiden Außenverteidiger standen immer sehr hoch. Das ist für Mesut Özil und auch Toni Kroos gut, wenn die Spieler vorne reingehen, tief gehen. Denn diese Bälle können sie dann auch spielen.»

Wen sehen Sie als größten Konkurrenten in der Gruppe an?

Löw: «Ich glaube, dass die Tschechen die Mannschaft sein werden, die von ihren Fußballern und ihrer Erfahrung her der hartnäckigste Gegner sein werden.»

Kann auch Norwegen um Platz zwei mitkämpfen?

Löw: «Ja, das ist schon möglich. Ich glaube, dass Tschechien, Nordirland und Norwegen sicherlich alles versuchen werden, den zweiten Platz zu erreichen – nach Deutschland!»

Sie haben Mario Götze in den beiden Länderspielen sehr viel spielen lassen. Wie sehen Sie seinen Fitnesszustand und was erwarten Sie bei ihm in den kommenden Wochen?

Löw:«Es ist sicherlich klar zu sehen, dass er noch nicht über diese Spielpraxis verfügt, wie es damals in Dortmund war und auch in gewissen Phasen bei Bayern München. Er wird noch ein paar Spiele brauchen. Ich denke, dass es für ihn positiv war, den Wechsel nach Dortmund zu machen. Dort glaube ich, wird man auf ihn zählen die nächsten Jahre. Wenn er ein paar Spiele hat, wird Mario Götze auch wieder der Spieler sein, den wir kennen. Ich sehe im Training immer wieder sehr gute Phasen. Ich sehe auch wieder ein Lächeln auf seinem Gesicht. Er hat wieder viel Freude am Spiel. Spielpraxis wird in den nächsten Wochen und Monaten sehr wichtig für ihn sein. Dann wird er wieder das zeigen, was er kann.»

Spät im Spiel ist noch Julian Brandt reingekommen und hat mächtig Dampf gemacht. Ist er ein Rambazamba-Fußballer, wie Sie ihn sich vorstellen?

Löw: «Julian Brandt hat sehr gute Anlagen. Er ist ein Spieler, der auch Eins-gegen-eins-Situationen lösen kann. Es ist wichtig für die Zukunft, dass wir diese Spieler haben und auch wieder ausbilden. Durch sie hat man die Möglichkeit, defensive Mannschaften zu bespielen. Olympia war für ihn eine wichtige internationale Erfahrung, etwa im Maracana vor 80 000 gegen Brasilien zu spielen. Das war gut für ihn. Von ihm können wir noch einiges erwarten.»


(dpa)

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