Geschäftsfrau und Vorbild – Venus Williams wird 40

Berlin – Den linken Arm graziös nach oben gestreckt, ein leichtes Winken aus dem Handgelenk und auf Zehenspitzen um die eigene Achse gedreht – kaum eine Tennisspielerin hat ihre Jubel-Pirouette nach gewonnenen Matches so perfektioniert wie Venus Williams.

Souverän, elegant und selbstbewusst – so wie das Spiel der US-Amerikanerin, die heute ihren 40. Geburtstag feiert. Die Geschichte von Williams ist eine von Talent, harter Arbeit, aber auch Kalkül. Sie beginnt kurz vor ihrer Geburt 1980, als Vater Richard im Fernsehen einen Preisgeld-Scheck im Tennis sieht. «40.000 US-Dollar für einen Turniersieg? Da wusste ich, ich bin im falschen Business», sagte er einmal und fasste den Entschluss, dass seine Tochter Tennisprofi werden soll.

Als Venus Williams 1994 als 14-Jährige ihr erstes Profi-Match bestritt, ahnte wohl niemand, dass das Mädchen mit weißen Perlen in den Flechtzöpfen acht Jahre später an der Spitze der Tenniswelt stehen würde. Niemand, außer Vater Richard: «Sie will Wimbledon gewinnen. Sie wird ein Champion sein», sagte er, als seine Tochter zwölf Jahre alt war. Der Vater behielt recht: Es folgten fünf Wimbledon-Titel.

Ihre introvertierte Art auf dem Platz, gepaart mit einem powervollen, schnörkellosen Grundlinienspiel, sollte Venus bis heute zu insgesamt 49 Einzeltiteln führen – darunter sieben Grand-Slam-Turniersiege und olympisches Gold 2000 in Sydney. «Ich bin immer ruhig, das ist mein Stil», sagte Venus einmal. Emotionen auf dem Platz zeigt sie selten – im Gegensatz zu ihrer ein Jahr jüngeren Schwester Serena.

Wer an Venus denkt, denkt automatisch auch an Serena und an unzählige Duelle zwischen den beiden – den sogenannten Sister Act, in dem Serena mit 18:12-Siegen vorn liegt. Die Geschichte einer der größten Rivalitäten im Damentennis ist andererseits auch eine des gemeinsamen Erfolgs. Zusammen gewannen die Williams-Schwestern 14 Grand-Slam-Titel im Doppel und dreimal Gold bei Olympia. 2010 standen sie zusammen an der Spitze der Doppel-Weltrangliste.

«Die Williams-Schwestern haben das Tennisspiel revolutioniert», sagt die Chefin des deutschen Damentennis, Barbara Rittner, die in ihrer Karriere jeweils zwei Mal gegen Venus und Serena spielte – und verlor. Vor allem Venus habe wegen ihrer Körpergröße und ihres aggressiven Power-Tennis schon früh eine große Präsenz auf dem Platz gehabt. «Sie war eine beeindruckende Erscheinung», sagt Rittner.

Und trotzdem feierte Venus wohl einen ihrer größten Siege abseits des Platzes. 2006 veröffentlichte sie vor dem Wimbledon-Turnier einen Aufsatz in der Londoner «Times», in dem sie dasselbe Preisgeld für Männer und Frauen forderte. «Ich bin der festen Überzeugung, dass Wimbledon (…) die jahrelange harte Arbeit verringert, die Frauen auf der Tour unternommen haben», schrieb sie damals.

Anfang 2007 beugten sich die Veranstalter dem öffentlichen Druck und Williams, die im selben Jahr ihren vierten Erfolg an der Church Road feiern sollte, nahm leise und dennoch mit Genugtuung den Titel als Kämpferin für Gerechtigkeit entgegen.

Einen weiteren Kampf bestreitet Williams immer noch – gegen das Sjögren-Syndrom. Eine Autoimmunkrankheit, die Ärzte 2011 bei der Amerikanerin diagnostizierten und die zu chronischer Müdigkeit führen kann. Manchmal habe Williams vor Schwäche nicht einmal den Schläger halten können, sagte sie einmal. Umso beeindruckender, dass sie 2017 noch einmal im Finale von Wimbledon stand – 20 Jahre nach ihrem ersten Grand-Slam-Finale bei den US Open.

Mittlerweile ist die Kalifornierin mehr als nur Tennisspielerin. Sie ist Designerin mit eigener Modelinie, unterhält ein Büro für Innenarchitektur und ist Teil einer amerikanischen Game-Show. Für das Leben nach der Tenniskarriere hat sie also ausgesorgt, auch wenn das noch warten muss. «Ohne Zweifel werde ich noch eine Weile auf die Filzkugel schlagen», sagte die älteste Top-100-Spielerin kürzlich auf Instagram. Die Fans dürfen also auf weitere Pirouetten hoffen.


(dpa)

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