«Die Liga ist kompliziert geworden» – für Tuchel und BVB

Mainz – Seinem langjährigen Ruf als Bayern-Jäger wird Borussia Dortmund die ganze Saison über schon nicht gerecht, jetzt verliert der BVB auch noch RB Leipzig aus den Augen. Und die Unruhe lässt nicht nach.

Beim instabilen Vizemeister spricht jedenfalls keiner mehr vom zweiten Tabellenplatz. «Mein ganz persönlicher Ehrgeiz ist es, unter den ersten Drei zu landen», sagte Trainer Thomas Tuchel nach dem 1:1 in Mainz und vor dem Spitzenspiel gegen den Sensations-Aufsteiger aus Sachsen.

Die Drängelei an der Bundesliga-Spitze verzeiht dem BVB einen Ausrutscher wie am Sonntagabend nicht: Leipzig liegt nun bereits elf Punkte vor der Borussia. «Die Liga ist kompliziert geworden und qualitativ sehr, sehr stark geworden, auch in der Spitze», sagte Tuchel. Der BVB verpasste durch den verschenkten Sieg den Sprung auf den Champions-League-Platz. Als Vierter hinter Eintracht Frankfurt müssen sich die Dortmunder auch umschauen: 1899 Hoffenheim ist punktgleich, selbst Hertha BSC und 1. FC Köln liegen auf Schlagdistanz.

So verschwand Tuchel nach dem Schlusspfiff an alter Wirkungsstätte ziemlich konsterniert in den Katakomben. Auch Afrika-Cup-Rückkehrer Pierre-Emerick Aubameyang hatten den Dortmundern nicht helfen können. Der Gabuner erlebte nach seiner Auswechslung auf der Bank, wie Danny Latza (83. Minute) das Blitztor von Marco Reus nach 124 Sekunden egalisierte.

«Die Spiele sind wahnsinnig eng. Die Konkurrenz ist unglaublich konstant und hat den Vorteil der Außenseiterrolle», sagte Tuchel und verwies darauf, dass sich Leipzig und Co. wegen der fehlenden Doppelbelastung durch internationale Spiele immer tagelang auf eine Bundesliga-Begegnung vorbereiten können. Der 43-Jährige beklagte auch den «fehlenden Mumm» seiner Mannschaft.

Die zelebrierte eine Viertelstunde lang Hochgeschwindigkeits-Fußball und nahm dann – wie schon vor einer Woche in Bremen – unerklärlicherweise den Fuß vom Pedal. André Schürrle stellte fest: «Uns fehlen die dreckigen Siege.» Sein Weltmeister-Kollege Mario Götze wurde erst in der 66. Minute eingewechselt und fiel nicht groß auf.

«Wir haben das Gefühl, dass wir ein paar Punkte zu wenig haben», erklärte Tuchel und erntete mit dieser Aussage keinen Widerspruch. Die Personalie Götze ist eines der großen Themen derzeit in Dortmund – die Zukunft des Trainers aber auch. Über die Verlängerung seines im nächsten Jahr auslaufenden Vertrages will Tuchel die nächsten Monate nicht verhandeln. «Wir haben noch genug Zeit, darüber zu sprechen», sagte der BVB-Coach im TV-Sender Sky. Während der Saison sei es für ihn ungünstig zu reden, «weil ich als Trainer im Tunnel bin».

Tuchel widersprach erneut Berichten, dass es im Verhältnis zu Clubchef Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc Probleme gebe. «Es ist im Moment so, dass sehr unruhig über uns geschrieben und berichtet wird», sagte er und versicherte: «Aber wo es wichtig ist, im Zentrum der Unruhe, ist es im Moment sehr ruhig.»


(dpa)

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