Brille der Zukunft – Gläser mit flexibler Sehschärfe

Mehr als die Hälfte aller Deutschen tragen Kontaktlinsen oder Brille. Für Menschen mit Sehschwäche sollte der regelmäßige Kontrollbesuch beim Optiker oder Augenarzt Routine sein. Die Augenexperten bestimmen für jeden Patienten individuell den genauen Grad der Fehlsichtigkeit, um anschließend eine speziell angepasste Sehhilfe anfertigen zu können. Dass es jedoch auch einfacher geht, zeigt nun Dr. Josh Silver von der University of Oxford. Er hat eine Lösung vorgestellt, bei der die Stärke mit wenigen Handgriffen individuell eingestellt werden kann.

Eine für Alle

Die Idee, die hinter der Innovation steht, ist ebenso einfach wie effektiv. Statt einer starren Glas- oder Kunststofflinse bestehen die Gläser des Prototyps aus zwei dünnen, flexiblen Kunststoffmembranen. Gefüllt sind diese mit einem durchsichtigen Silikongel, dessen Menge über Spritzen für jedes Auge einzeln geregelt werden kann. Wegen der starren Verankerung im Bügel dehnen sich deshalb die Membranen entweder aus oder werden bei geringem Volumen zusammengezogen, so dass sich die gewünschte konvexe oder konkave Form ergibt. Auf diese Weise eignet sich die neue Brille sowohl für Weit- als auch Kurzsichtigkeit in verschiedenen Stadien und kann innerhalb kürzester Zeit auf den Patienten eingestellt werden.

Speziell für Entwicklungsländer konstruiert

Gedacht ist diese Erfindung in erster Linie für Länder, in denen ein akuter Mangel an ausgebildeten Fachkräften herrscht. Kommen in den Industrienationen nur 8000 Menschen auf einen Optiker, so sind es in einigen Ländern der Dritten Welt über eine Million. Dort haben nur sehr wenige Menschen Zugang zu professioneller Behandlung, da diese entweder unerschwinglich oder schlicht und ergreifend nicht vorhanden ist. Während individuelle Sehhilfen – ob Brille oder Kontaktlinsen – darüber hinaus in der Fertigung sehr aufwendig und teuer sind, kann das verstellbare Modell zu günstigen Konditionen in großen Mengen produziert werden.

Steigerung der Lebensqualität

Eine Brille bedeutet für die Betroffenen nicht nur eine deutliche Steigerung der Lebensqualität, für viele hat sie auch noch direkte wirtschaftliche Konsequenzen. Oft bedeutet nämlich der Verlust der Sehkraft auch den der Arbeit, die dann nicht mehr oder nur teilweise ausgeübt werden kann. Das ‚Center for Vision in the Developing World‘ und mit ihm kooperierende Ingenieure und Ärzte haben bereits einen ersten Prototyp geschaffen, dessen Fertigungskosten auf 19 US-Dollar gedrückt werden konnten. Die Verteilung der ersten 50.000 Exemplare durch lokale Hilfsorganisationen hat bereits begonnen.


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