„Bild“-Zeitung lässt Wulff keine Ruhe

Nach dem Austausch von öffentlichen Briefen zwischen der „Bild“-Zeitung und Bundespräsident Wullf in der letzten Woche gehen auch am Montag die Debatten um den Anruf bei „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann weiter. Die „Bild“-Zeitung beharrt weiter darauf, dass Bundespräsident Christian Wulff die Berichterstattung über die Finanzierung seines Privathauses verhindern und nicht nur verschieben lassen wollte.In einem ARD-und ZDF Interview hatte Bundespräsident Wulff sich am letzten Mittwoch zu dem Skandal um seinen Anruf bei „Bild“-Chefredakteur Kai Diekman geäußert. Der Bundespräsident sagte er habe den von der „Bild“-Zeitung geplanten Artikel über seinen Privatkredit nur aufgrund seiner Abwesenheit, bedingt durch einen Staatsbesuch in Kuwait, verschieben wollen.

„Bild“: Wulffs Ziel war die Verhinderung des Artikels

Mit seinem Anruf auf die Mailbox von Chefredakteur Kai Diekmann habe Wulff den Artikel „eindeutig“ verhindern wollen, sagte der stellvertretende „Bild“-Chefredakteur Nikolaus Blome am Sonntag in der ARD-Sendung „Günther Jauch“. „Der Bundespräsident hat vielleicht das Verschieben als Etappe gesehen, das Verhindern ganz eindeutig als Ziel.“

Wulff verewigte sich auf Diekmanns Mailbox

Des Weiteren sagte Blome der ARD, Wulff sei ein enormes politisches Risiko eingegangen, indem er sich auf der Mailbox verewigt habe. „Der Präsident ist aufs Ganze gegangen mit einem politischen Risiko, weil er das Ganze wollte, nämlich diesen Bericht zu verhindern.“

Opposition debattiert schon über Nachfolger

Nachdem sich die Oppositionsparteien wochenlang mit ihrer Kritik über den Bundespräsidenten zurückgehalten hatten, wurde an diesem Wochenende offen über einen möglichen Nachfolger Wulffs debattiert. Die Vorsitzenden von SPD und Grünen, Sigmar Gabriel und Claudia Roth, boten der schwarz-gelben Koalition an, gemeinsam eine geeignete Persönlichkeit für Wulffs Nachfolge zu suchen, falls dieser zurücktreten sollte.

Dieses Theater soll ein Ende haben

Der SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel sagte in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“, die SPD wolle gar keinen eigenen Kandidaten benennen, die CDU könne auch jemanden aus ihren Reihen vorschlagen. „Wir wollen bloss, dass dieses unwürdige Theater endlich ein Ende hat.“

Wulff wird nicht zurücktreten

In der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“ machte Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) klar: „Der Bundespräsident wird im Amt bleiben. Und deswegen sind alle Diskussionen darüber, wer einen neuen Kandidaten bringen könnte, Unsinn.“ Gleichzeitig räumter aber auch er ein, dass Wulff Fehler gemacht habe. „Es war sicher kein Ausweis von Klugheit, einem Chefredakteur eine solche Sache auf die Mailbox zu sprechen.“

Kredit-und Medienaffäre wird immer mehr zum parteipolitischen Spielball

Trotz der Tatsache, dass Gabriel den Bundespräsidenten ursprünglich in Schutz genommen hatte, wird er nun von der Union scharf attackiert. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt kritisierte Gabriel wegen seines Angebots zur Zusammenarbeit. „Gabriel hat in der ganzen Debatte schon immer den nötigen Anstand vermissen lassen und tut das auch jetzt. Von ihm kommt nur Zündelei und parteitaktisches Manövrieren“, sagte er am Montag der Zeitung „Die Welt“.

Wulff selbst ist weiterhin zuversichtlich

Der Bundespräsident selbst denkt offenbar weiter nicht an Rücktritt. Bei einem internen Neujahrsempfang für Mitarbeiter am vergangenen Freitag habe er sich zuversichtlich gezeigt, „dass dieses Stahlgewitter bald vorbei ist“, berichtete die „Bild am Sonntag“, allerdings ohne Angabe von Quellen. Wulff gibt in dieser Woche seine traditionellen Neujahrsempfänge, einen für das diplomatische Corps, einen zweiten für Vertreter des öffentlichen Lebens, zu dem auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Kabinett erwartet werden.