700-Millionen-Euro: Bundesliga steigert Transferrekord

Düsseldorf (dpa) – Viel Geld, aber wenige Top-Stars. Die Clubs der Fußball-Bundesliga steuern bei den Transferausgaben auch ohne 100-Millionen-Euro-Transfer weiter auf Rekordkurs.

Das ganz große Geld und die Weltstars werden aber woanders transferiert – in diesem Sommer vor allem in Spanien. Die deutschen Clubs steigerten die bisherige Rekordmarke von 577 Millionen Euro aus dem Sommer 2017 nach Berechnung der Deutschen Presse-Agentur in diesem Jahr aber immerhin deutlich auf 699,5 Millionen für 156 neue Profis – ohne die Gebühren für 26 weitere Leihspieler.

Nicht enthalten sind somit etwa die 8,5 Millionen Euro, die Bayern München an den FC Barcelona für Philippe Coutinho überwies. Der Brasilianer ist der einzige Weltklasse-Spieler, der in diesem Sommer den Weg in Bundesliga fand. Und 2020 könnte der 27-Jährige zum ersten Liga-Zugang werden, der die magische 100-Millionen-Marke knackt. Die Bayern haben eine Kaufoption über 120 Millionen Euro. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge sprach von einer einseitigen Kaufoption, «die nicht preiswert ist». Die Leihgebühr sei ein «Freundschaftspreis».

Zum Vergleich: Allein in der spanischen Primera División gab es drei Transfers dieser Größenordnung. Europas Königstransfer landete Atlético Madrid mit 126 Millionen Euro für João Félix von Benfica Lissabon. Damit gaben die «Colchoneros» die 120 Millionen, die sie für Antoine Griezmann vom FC Barcelona bekamen, gleich wieder aus. Real Madrid zahlte 100 Millionen Euro für Eden Hazard vom FC Chelsea.

In der Bundesliga ist Lucas Hernández teuerster Spieler dieser Transferperiode. Für den Abwehrmann von Atlético Madrid bezahlte der FC Bayern 80 Millionen Euro. Allein daran lassen sich die deutlicher steigenden Investitionen ablesen. Noch vor zwei Jahren war der Franzose Corentin Tolisso mit 41,5 Millionen Euro und damit fast der Hälfte der Summe für Hernandez der damalige Club-Rekordtransfer.

Am sogenannten Deadline-Day – dem letzten Tag der Transferfrist – zerschlug sich noch ein spektakulärer Abgang. Der frühere Nationalspieler Jérôme Boateng, in München nur noch Ersatz, wechselte nicht wie zwischenzeitlich vermutet zu Juventus Turin.

Somit blieb Ante Rebic vorerst der prominenteste Name, der kurzfristig noch wechselte. Der kroatische Stürmer verließ Eintracht Frankfurt für kolportierte 40 Millionen Euro zum AC Mailand. Dieser Verlust wurde mit der gleichzeitigen Ausleihe des Portugiesen André Silva von Milan versüßt. Weitere Abgänge sind noch möglich: In Portugal etwa läuft die Wechselfrist noch.

Schon jetzt stiegen auch die Erlöse sprunghaft an. Die bisherige Rekordsumme von rund 485 Millionen Euro aus dem Jahr 2017 für Verkäufe stieg in diesem Sommer auf satte 657 Millionen Euro. Nur Werder Bremen und Aufsteiger Union Berlin sahen für ihre abgewanderten Spieler kein Geld. Bei Werder lag dies vor allem am ablösefreien Wechsel von Top-Stürmer Max Kruse, der seinen Vertrag nicht wie erhofft verlängern wollte, und zu Fenerbahce Istanbul ging.

Bester Verkäufer war Eintracht Frankfurt. Die SGE nahm insgesamt 141,5 Millionen Euro und damit elf Millionen Euro mehr als Borussia Dortmund ein. Allein 60 Millionen Euro bekam die Eintracht von Real Madrid für Luka Jovic. Der Serbe ist damit teuerster Liga-Verkauf.

Vor allem bei den Zugängen zeigt diese Transferperiode deutlich, wie sich der Anspruch des zweiten deutschen Fußball-Schwergewichts Borussia Dortmund manifestiert. Mit 137 Millionen Euro für allein fünf Spieler war der BVB Einkaufs-Krösus vor Bayern München (130). «In Verbindung mit den sinnvollen Transfers, die wir gemacht haben und für die ich Michael Zorc sehr loben muss, haben wir den Anspruch für uns abgeleitet, nun den nächsten Schritt gehen zu wollen», gab BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im dpa-Interview deutlicher als im Vorjahr nun die Meisterschaft als Saisonziel aus.

Bei den Bayern hätten es in diesem Sommer noch mehr Spieler für mehr Geld sein dürfen. «Wir hatten im Aufsichtsrat eine Investitionssumme von 200 Millionen Euro genehmigt. Und es ist dem Vorstand und dem Sportdirektor tatsächlich gelungen, eine sehr gute Transfersituation zu schaffen», sagte der scheidende Bayern-Präsident Uli Hoeneß angesichts von gut 60 Millionen Euro Einnahmen und einer Investitionssumme von somit geschätzten nur 70 Millionen Euro.

Sparfuchs der Liga ist der SC Paderborn. Der teuerste Spieler ist Rifet Kapic von den Grashoppers Zürich für günstige 150 000 Euro.

Die Transfersumme kann noch steigen – wenn die teilweise komplizierten Vereinbarungen über Bonuszahlungen greifen. Zum Beispiel kann die Summe von etwa 26 Millionen Euro, die die Borussia aus Dortmund an die aus Mönchengladbach für Thorgan Hazard überwies, noch auf rund 30 Millionen Euro steigen.

(dpa)