«Wir sind alle Derby-Helden»: Schalke-Profis feiern mit Fans

Dortmund – Als die Schalker Derby-Helden bei der Rückkehr an die Arena noch Licht in der Fan-Kneipe «Bosch» sahen, fiel der Startschuss zu einer spontanen Feier mit den Fans.

Kapitän Ralf Fährmann und Teammanager Gerald Asamoah animierten den Busfahrer zum Wenden, dann zogen die Schalker Profis unter dem freudigen Gejohle ihrer verdutzten Anhänger ins «Bosch» ein. Und feierten eine Party, über die man in Gelsenkirchen noch lange reden wird. «Und sie feiern immer noch», twitterte der Verein am Sonntagmorgen um 10.08 Uhr ironisch zu einem Party-Video. «Diesen Sieg werden wir bis Montag genießen», kündigte Stürmer Breel Embolo sogar an.

Das 4:2 (2:1) bei Borussia Dortmund, durch das der abgestürzte Vizemeister dem Erzrivalen wohl den Meistertitel verdarb und sich selbst fast schon den Klassenerhalt sicherte, war Balsam auf die in dieser Saison so geschundenen Schalker Seelen. «Mit diesem Spiel sind viele Sachen vergessen», sagte Vize-Kapitän Benjamin Stambouli. Und der zweifache Torschütze Daniel Caliguiri stellte fest: «Wir sind jetzt alle Derby-Helden.»

«Derbysieger, Derbysieger»-Gesänge hallten derweil bis in die frühen Morgenstunden aus dem «Bosch». Schon im Bus auf dem Weg hatten zahlreiche Spieler immer wieder diesen Evergreen angestimmt und gegen die Scheibe getrommelt. Stambouli sang voller Inbrunst den Fanschlager: «Wir sind Schalker, asoziale Schalker.»

Interimstrainer Huub Stevens hielt sich an der Theke offenbar zurück. Um 10.30 Uhr empfing er am Sonntag die Reservisten zum Auslaufen, kurz darauf gab er gut gelaunt ein TV-Interview. «Wir haben den Spielern kein Doping gegeben», beteuerte er lachend bei Sky.

Dass es auch mit legalen Rauschmitteln ein legendärer Abend werden könnte in Gelsenkirchen, hatte sich schon nach dem Spiel in der Dortmunder Arena abgezeichnet. Das Team posierte auf dem Feld für ein Mannschaftsbild, als habe es soeben einen Titel gewonnen. Aufsichtsratschef Clemens Tönnies, der das Spiel im Fanblock verfolgt hatte, lief jubelnd zum Spielfeldrand und drückte Stevens einen dicken Kuss auf die Stirn. «Ich konnte nicht mehr ausweichen», bekannte Stevens schmunzelnd.

Asamoah lief derweil mit breitem Grinsen durch die Katakomben und rief: «2007 Jungs! Ich sage nur 2007!». Vor zwölf Jahren hatte der taumelnde BVB den Schalkern mit dem Spieler Asmoah durch ein 2:0 am 33. Spieltag die Meisterschaft verdorben. Nun folgte die Revanche.

Das freute auch den im März beurlaubten Cheftrainer vor dem Fernseher im heimischen Stuttgart. «Der Erste, der mir gratuliert hat, war Domenico Tedesco», berichtete Sportvorstand Jochen Schneider: «Der hat sich gefreut wie kein Zweiter.» 30 Punkte aus 30 Spielen seien für Schalke dennoch «ein Desaster, eine Katastrophe».

Angesichts der bevorstehenden Rettung kann Schneider nun die Suche nach einem Trainer und einem Sportdirektor intensivieren. Auch wenn der Sieg des letzten Saison-Gegners Stuttgart am Abend gegen Mönchengladbach die finale Gewissheit noch verschob. «Wir sind noch nicht durch», mahnte deshalb Stevens und stellte sowieso klar: «Wir müssen den Kader an einigen Stellen verändern. Es ist nicht so, dass nur wegen eines Derbysieges alles schöngeredet wird.»

Der Samstag wird aber wegen der rauschenden Feier in Erinnerung bleiben. «Diesen Moment werde ich nie vergessen», sagte Stambouli.


(dpa)

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