Geht «nicht um Pal Dardai»: Hertha-Trainer unter Druck

Berlin – Eindringlich redete Pal Dardai vor dem Kabinentrakt mehrere Minuten auf sein Team ein, dann sprach der angeschlagene Coach von Hertha BSC beim Auslaufen Klartext.

Trotz der vierten Niederlage in Serie beim 1:2 gegen Fortuna Düsseldorf verwehrte er sich gegen eine «Krise» bei den Berlinern, griff die Medien scharf an und thematisierte auch sein persönliches Schicksal.

Wenn die Spieler das Gefühl hätten, dass der Coach blockiere, dann sollten sie den Manager informieren, «und dann soll ein anderer kommen, das ist auch nicht schlimm», sagte der 43 Jahre alte Coach des Berliner Fußball-Bundesligisten. «Es geht um Hertha BSC und nicht um Pal Dardai.»

Nach mehr als vier Jahren im Amt muss sich auch die Vereinsikone angesichts der aktuellen Situation unbequeme Fragen gefallen lassen. Die vom Ungarn erhoffte Reaktion auf das blamable 0:5 bei RB Leipzig blieb gänzlich aus – selbst das defensiv formulierte Saisonziel eines einstelligen Tabellenplatzes ist durch den erneuten Leistungsabfall in der Rückrunde weit entfernt. In der Hinserie kamen die Berliner noch auf 1,41 Punkte im Schnitt – im neuen Jahr gibt es nur einen mageren Zähler pro Partie.

Der Ungar machte unter anderem die Medien für eine seiner Meinung nach überzogene Erwartungshaltung rund um den Hauptstadtclub verantwortlich. «Das kommt von außen, die Champions League, die Europa League – das ist nicht fair. Das ist sogenannter geplanter Mord», kritisierte Dardai. «Ab und zu habe ich das Gefühl, dass ihr von der Schadenfreude lebt.»

Während der Trainer in seiner Analyse immer wieder auf die Unerfahrenheit der jungen Mannschaft hinwies, traf vor allem Rechtsverteidiger Valentino Lazaro ein schonungsloses Urteil über Einsatz und Einstellung im Team. «Es ist irgendwas drin in der Mannschaft, dass sich Leute denken, dass es um nichts mehr geht», schimpfte der Österreicher. «Fehler kann jeder machen. Aber die Überzeugung zu laufen und zu beißen soll gefälligst von jedem Spieler bis zur letzten Minute im letzten Spiel bereitgestellt werden.» Überraschenderweise erklärte Dardai am Sonntag, dass Lazaro gegenüber Co-Trainer Rainer Widmayer derartige Aussagen bestritten habe.

Die eigenen Fans hatten ihr Team mit einem kurzen, aber wütenden Pfeifkonzert verabschiedet. Mit trüber Miene verfolgte Hertha-Geschäftsführer Michael Preetz die Ausführungen seines Trainers in der Pressekonferenz kurz nach dem Spiel am Samstag. Schon vor der Partie hatte der Manager deutlich formuliert, dass sich die Mannschaft «am Riemen reißen» müsse – und auch Dardai weiß, dass das Team bei 1899 Hoffenheim am kommenden Sonntag liefern muss. Nach sechs Niederlagen sei ein Trainer weg vom Fenster, sagte er zuletzt. Fünf Ligapleiten in Serie gab es in seiner Trainerära bislang noch nie.


(dpa)

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