Wolff gespannt auf Entwicklung von Ecclestone-Nachfolger

Leipzig – Die Flitterwochen sind vorbei, die echten Bewährungsproben kommen erst noch für die neue Führung der Formel 1.

«Wir haben viele interessante Dinge gehört», sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff der Deutschen Presse-Agentur. «Die Schwierigkeit ist nicht, gute Ideen zu haben, sondern sie tatsächlich auch umzusetzen».

Einiges änderte sich bereits im Jahr eins nach dem Ende der Ära von Bernie Ecclestone: die Formel 1 öffnete sich den Fans, sie entdeckte unter der Führung der neuen US-Besitzer die von Ecclestone verpönten und vernachlässigten sozialen Netzwerke. Das Stadtevent in London soll erst der Anfang einer Art Road-Show gewesen sein. Und die Rennwochenenden wurden garniert mit ein bisschen typisch amerikanischem Spektakel.

Ecclestone verfolgt all das. Mit 87 Jahren, fast die Hälfte davon als Geschäftsführer der Königsklasse des Motorsports. «Ich bin stolz auf die Formel 1 und will, dass es ihr gut geht», sagte er jüngst in einem Interview dem Fachmagazin «auto, motor und sport» (ams). Bitternis verspüre er nicht, sagte er. Dem gleichen Blatt hatte er vor einem Jahr nach seiner Absetzung gesagt: «Ich wurde heute abgesetzt. Bin einfach weg.»

Ganz verschwinden wird Ecclestone aber wohl eh nie aus der Formel 1, selbst wenn seine Besuche vor Ort im Laufe der vergangenen Saison seltener wurden. «Bernie hat diesen Sport gewissermaßen erfunden. Er hat starke Qualitäten gehabt, die Umsätze zu steigern», sagte Mercedes-Teamchef Wolff. «Wenn ich einen Punkt herausgreifen würde, wäre es diese Fähigkeit, Deals abzuschließen, die Bernie Ecclestone hatte.»

So machte Ecclestone die Formel 1 zum globalen Milliardengeschäft. Er machte diese Deals mit Rennstreckenbetreibern, TV-Anstalten und den Teams. Ecclestone galt stets als zuverlässiger Verhandlungspartner, er führte die kommerziellen Geschicke aber auch nach dem Teile-und-Herrsche-Prinzip. So bekam Ferrari auch finanziell eine Sonderstellung zugebilligt, als die Italiener einst mit dem Ausstieg drohten.

Ferrari, Arbeitgeber des viermaligen Weltmeisters Sebastian Vettel, droht wieder. Diesmal ist es der kühl kalkulierende Oberboss Sergio Marchionne. Dieser könne ohne die Formel 1 leben, interessiere sich nur für das Geschäft, meint Ecclestone.

Wieder einmal geht es um die Regeln, um die Zukunft der sich alle Jahre wieder runderneuernden Formel 1. Zak Brown von Rivale McLaren warnte bereits vor «destruktiven» Gesprächen.

Mit seiner Sonderstellung konnte und kann Ferrari noch bis Ende 2020 maßgeblich mitentscheiden. Dann laufen aber alle Verträge aus, die Ecclestone nach seinem Herrscher-Prinzip mit den Teams geschlossen hatte.

Gegen die Verträge hatten sogar zwei Rennställe Beschwerden bei der Europäischen Union eingereicht. Das jetzige Alfa-Romeo-Sauber-Team und Force India zogen diese aber am Mittwoch zurück. Ein Verdienst der neuen Chefetage der Formel 1.

Der Dialog mit Ecclestones Nachfolger Chase Carey und den neuen Inhabern bewegte sie zum Umdenken. «Ihr Ansatz hat dem Sport eine neue Kultur der Transparenz gebracht und verdeutlicht den Willen, grundlegende Probleme wie die Verteilung der Prämien, die Kostenkontrolle und das Motorenreglement zu diskutieren», schrieben Sauber und Force India.

Auch Wolff sieht in einer größeren Transparenz seitens der neuen Eigentümer, denen er «einen gewissen Honeymoon» zugesteht, eine der wesentlichen Verbesserungen. Die wirklich kritischen Themen dürften aber er erst noch kommen.


(dpa)

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