Wirkstoffscouts unterwegs im Amazonasgebiet

AmazongebieteWas sind Wirkstoffscouts? Ein Scout ist ein Späher. Der Begriff steht umgangssprachlich für Personen, die etwas entdecken, was für einen Auftraggeber interessant sein könnte. Ein Wirkstoffscout ist weltweit auf der Suche nach Wirkstoffen aus der Natur, die geeignet sind, ein Geschäftsfeld eines Unternehmens zu bedienen, sei es Gesundheit, Ernährung, Kosmetik oder nur ein finanzieller Geschäftserfolg.

Wo und was suchen Wirkstoffscouts?

Der Scout ist aber kein inhaltlicher Fachmann, deshalb sucht er in erster Linie das Wissen um solche Möglichkeiten. Hauptquelle sind indigene Völker, die seit Jahrhunderten Erfahrungen mit der Wirkung und Anwendung bestimmter Pflanzen haben. Der Scout sucht solchen Spuren und ist bemüht, dieses Wissen in Erfahrung zu bringen, indem er sich an die Quelle begibt, den Lebensraum des entsprechenden Volkes. Gesucht wird bei Bewohnern auf dieser Welt, deren Leben immer noch eng mit der Natur verbunden ist, sogenannte indigene Völker. Das ist kein geografischer Begriff sondern ein inhaltlicher. Indigene soll auf eine enge ursprüngliche Verbindung des Volkes mit dem Ort seiner gegenwärtigen Existenz hinweisen. Der Amazonas ist dafür ein sehr interessantes Gebiet. Hier gibt es viele Völker oder Stämme, die teilweise von unserer Zivilisation überhaupt noch nicht vereinnahmt sind. Viele Scouts hoffen auf eine Erstentdeckung und riskieren das Abenteuer auf der Suche nach dem Geschäft im dichten und unbekannten Urwald. Das Geschäft sind Pflanzen, die einen Nutzen bringen, als Produkt oder Wirkstoff. Sei es Basmati Reis, der als Nahrungsmittel entdeckt wurde, oder die traditionelle Heilpflanze Maca aus Peru oder Kurkuma als Wundmittel, es sind nur Beispiele eines neuen Marktes. Durch internationale Konzerne wird dieser Markt für Konsumenten in aller Welt durch neue Produkte erschlossen.

Wirkstoffscouts als Helfer

Keine Frage, dass diese Jahrhunderte alten Erfahrungen von Völkern, welche Kräfte und Möglichkeiten die Natur für ein gesundes Leben bieten, eine Bereicherung sind. Sowohl in ihrer Vielfalt, als auch ihrer natürlichen Zusammensetzung. Unsere Lebensgestaltung ist sehr chemielastig, doch sind die unzähligen chemischen Verbindungen nicht immer gut für unsere Gesundheit. Alternativen in der Natur zu finden, für ein bewusstes Leben mit der Natur, ist daher eine wichtige Leistung der Scouts.

Wirkstoffscouts als Biopiraten

Der Vorwurf steht nicht nur massiv im Raum, er ist berechtigt. Mit der verbesserten Möglichkeit, Biomaterial zu patentieren, haben viele Konzerne die Chance erkannt, ohne viel Forschungsaufwand neue Produkte auf Kosten anderer zu sichern. Während jeder Musiker Anspruch auf die Rechte seines Liedes als geistiges Eigentum hat und jeder, der das Lied nutzen möchte, eine Nutzungsgebühr entrichten muss, wird das Wissen der indigenen Völker anders gehandelt. Es wird mehrheitlich gestohlen, mit der Kraft und dem professionellen Know how des Konzerns patentiert und die Ansprüche, der um ihr Wissen bestohlenen, in einer juristischen Grauzone versenkt. Dabei geht es um Milliarden, eine faire Beteiligung der jeweiligen Völker wäre kein wirkliches Problem.

Fazit

Wirkstoffscouts bringen interessante und wichtige Lösungsideen der Natur ans Licht. Die Art und Weise der Umsetzung in ein kommerzielles Produkt, die mehrheitlich die indigenen Völker als Quelle dieser Produkte, in der Beteiligung am kommerziellen Erfolg umgeht, ist fragwürdig. Die notwendige Fairness muss international noch besser geregelt werden.

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