Wie sich mit Morbus Parkinson besser leben lässt

Frankfurt/Main – Der Gang wird unsicherer, manchmal fühlt sich der Körper schwerfällig und steif an. Die Sprache wird nuschelig und das Schlucken ist auf eine merkwürdige Weise mühsam.

Wenn ältere Menschen diese Beschwerden bei sich feststellen, glauben sie oft, dass es Anzeichen des Älterwerdens sind. Und sie kriegen den Satz «So ist das eben, wenn man älter wird» dann auch oft zu hören. Sie sollten aber auf eine genauere Untersuchung drängen. Denn solche Symptome können auch auf etwas anderes hinweisen: auf Morbus Parkinson.

Die Diagnose Parkinson ist oft ein Schock. Viele haben Angst vor Verfall und sehen sich als Pflegefall, sagt Friedrich Wilhelm Mehrhoff von der
Deutschen Parkinson Vereinigung. Doch die Krankheit lässt sich heute gut behandeln.

Es fehlt an Dopamin

Bei Parkinson sterben Zellen in der schwarzen Substanz im Gehirn ab, der Substantia nigra. Es sind Zellen, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Er ist unter anderem bedeutend für die Steuerung der Bewegungen des Körpers. Durch das Absterben fehlt Dopamin. Der Betroffene beginnt zu zittern, bekommt Sprach- und Schluckstörungen, der Gang wird unsicher, die Schritte kleiner. Bewegungen werden langsamer, Arme und Beine steif.

Heilbar ist die Erkrankung nicht. Aber: «Die Lebenserwartung ist bei typischen Parkinson-Patienten heute annähernd normal», sagt Professor Rüdiger Hilker-Roggendorf von der
Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG). Behandelt wird Parkinson bei Menschen über 70 in erster Linie mit der Gabe von Botenstoffen wie L-Dopa, das im Gehirn zu Dopamin umgewandelt wird und den Mangel ausgleichen soll. Patienten dürfen ab 45 Minuten vor der Einnahme bis eine Stunde nach der Einnahme keine eiweißhaltige Kost essen. Sie hemmt die Aufnahme der Botenstoffe.

Anpassung der Therapie nach mehreren Jahren

Zunächst lindern die Medikamente die Symptome in der Regel gut. Nach mehreren Jahren muss die Therapie aber eventuell angepasst werden. Hilfreich dafür ist ein 24-Stunden-Protokoll, das der Patient drei Tage lang führt. Er notiert zum Beispiel, wann sich sein Körper steif anfühlt. Auf dieser Grundlage kann der Arzt die Dosis verändern, ein neues Medikament verordnen oder die bestehende Therapie ergänzen.

Arznei ist bei
Morbus Parkinson aber nicht alles. Physiotherapie fördert die Beweglichkeit und die Stabilität. Ergotherapie hilft, Alltägliches wie Anziehen, Körperpflege oder Essen besser zu meistern. Sprech- und Schluckbeschwerden widmen sich Logopäden. Sie bieten auch spezielle Trainings für die Stimme an, wie zum Beispiel das Programm LSVT-Loud (Lee-Silverman-Training).

Bewegung ist wichtig

Erkrankte sollten sich zudem möglichst täglich bewegen. Ideal ist Nordic Walking. «Da schwingen beide Arme mit», erklärt Stephanie Heinze von der Hilde-Ulrichs-Stiftung für Parkinsonforschung. Wassergymnastik, Radfahren, Tanzen und Tai-Chi sind ebenfalls wirksam. Auch zu Hause können Menschen mit Parkinson einfache Übungen für Kraft, Feinmotorik oder Gleichgewicht machen.

Sport verbessert nicht nur die Beweglichkeit, sondern löst auch Glücksgefühle aus. Genauso wie Singen oder Musizieren – und soziale Kontakte zu pflegen. Die Seele ist bei Parkinson nicht zu unterschätzen. Alle Experten empfehlen den Besuch einer Selbsthilfegruppe, in der Betroffene und ihre Angehörigen sich austauschen und etwas unternehmen können. Heinze ist selbst schon früh an Parkinson erkrankt. Sie macht anderen Patienten Mut und sagt: «Man muss die Krankheit akzeptieren. Man findet seinen Weg, mit Parkinson umzugehen.»


(dpa/tmn)

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