Wie aus US-Spielerlegende Kiraly ein Erfolgscoach wurde

Rio de Janeiro – Ohne seine Frau Janna wäre Volleyball-Legende Karch Kiraly wohl nie Trainer geworden. Seine Söhne Kristian und Kory spielten vor rund zehn Jahren an einer kleinen Privatschule in San Juan Capistrano in Kalifornien und verloren Partie um Partie.

«Sie haben wirklich alles verloren», erzählte Kiraly einmal. «Jedes Spiel mit 0:3 und auch wirklich jeden Satz.» Seine Frau intervenierte. «Ich dachte dann: ‚Okay, ich würde es ihnen gönnen, auch mal ein bisschen Erfolg haben zu können. Zumindest mal ein Spiel zu gewinnen’», sagte Kiraly, der heute die US-Volleyballerinnen betreut.

So wurde der dreimalige Olympiasieger Trainer an der St. Margaret’s Episcopal. In der nächsten Saison gewann das Team ihr erstes Spiel. «Sie feierten es so, als ob sie die Meisterschaft gewonnen hätten», erinnerte sich Kiraly. Am Ende dieses Highschool-Märchens wurden die früheren Abonnementversager sogar Schulmeister.

Für den heute 55-Jährigen mit ungarischen Wurzeln muss das eine skurrile Erfahrung gewesen sein. Denn Kiraly war in seiner aktiven Karriere Erfolge gewöhnt. Und was für welche! Der Mann aus Michigan holte 1984 sowie 1988 in der Halle Olympisches Gold, ehe er mit Partner Kent Steffes 1996 auch die Krönung im Sand schaffte. Diese Kombination war vorher noch niemandem gelungen. Kiraly will in Rio de Janeiro mit seinem ersten Gold als Coach noch eins draufsetzen.

Nach der enttäuschenden Olympia-Finalniederlage in London 2012 hatte er die US-Frauen übernommen. 2014 führte Kiraly sie gleich zum ersten WM-Titel. Bis Tokio 2020 wollen sie den Weg gemeinsam gehen. Der Auftakt am Zuckerhut verlief optimal: drei Spiele, drei Siege.

Kiraly verfolgt als Coach einige wenige Leitlinien. Eine lautet zum Beispiel: «Wenn du dich nicht verbesserst, wirst du schlechter.» Genau dies ist ein Punkt, der einen so erfolgreichen früheren Spieler wie Kiraly bei der Übernahme einer Mannschaft in einen Konflikt führen kann. Denn ein ehrgeiziger Erfolgsmensch kann seine Schützlinge durchaus überfordern.

Bei Kiraly ist davon aber nur wenig zu sehen. «In den Auszeiten bleibt er ruhig, entspannt und aufgeräumt», erzählte Spielführerin Christa Dietzen. «Wenn uns leichte Fehler passieren, merkt man aber schon, wie er mit sich ringt.» Verbandschef Doug Beal schwärmt von Kiraly. «Es ist sehr ungewöhnlich, dass sich ein Ausnahmespieler auch zu einem Ausnahmetrainer entwickelt», erklärte er.

Für den früheren deutschen Bundestrainer Giovanni Guidetti ist Kiraly eine Lichtgestalt. «Ich spiele Volleyball wegen Kiraly, er ist eine Legende», erzählte der Oranje-Coach der Deutschen Presse-Agentur. Noch vor fünf Jahren habe er sich vor lauter Ehrfurcht gescheut, die Volleyball-Legende um ein Foto zu bitten. «Dabei ist er so umgänglich, so bescheiden.»

Dazu gehört auch, dass Kiraly Zweifel einräumt. Denn er ahnte, dass es für ihn als Trainer auch kompliziert werden könnte. «Mir war bewusst, dass es für mich einigen Frust geben würde, wenn ich versuche, Spieler davon zu überzeugen, das auf dem Platz zu tun, was ich früher gemacht habe», erläuterte er. Dabei scheint es so simpel: einfach Gewinnen. Und das beherrschen Kiralys US-Frauen mittlerweile.


(dpa)

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