Wenn Großeltern ihren Enkeln die Ostergeschichte erklären

Ludwigsburg – Folter und ein Schauprozess, eine blutige Hinrichtung, dann die Auferstehung – und nirgendwo ein Hase. Die biblische Ostergeschichte ist bei näherem Hinsehen ziemlich starker Tobak.

Dürfen religiöse Großeltern mit ihren Enkeln darüber reden – besonders, wenn deren Eltern mit Kirche und Jesus eher wenig zu tun haben? Meistens schon, sagt Eckart Hammer, Professor für Gerontologie an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg. Ein Gespräch über knifflige Kinderfragen und Wertevermittlung zwischen den Generationen.

Oma und Opa sind religiös, Mama und Papa eher nicht – so scheint es zumindest in vielen Familien. Stimmt das?

Eckart Hammer: Die Generation der heutigen Großeltern ist heute noch eher religiös als die der Eltern. Ob sich daraus auch ein Mitteilungsbedürfnis an die Enkel ableitet, hängt davon ab, wie religiös die Großeltern tatsächlich sind. Wenn sie sehr fromm sind, werden sie das vermutlich auch mit den Enkelkindern teilen wollen.

Ist das gerne gesehen, oder sorgt das eher für Streit?

Hammer: Wenn die Eltern ausdrücklich atheistisch sind, kann sich daraus natürlich ein Spannungsfeld ergeben. Vielleicht wollen die Eltern dann nicht, dass Großeltern mit den Enkeln darüber reden. Dann ist das ein Gebot, an das sich die Großeltern auch halten sollten. Wenn die Eltern Religion gegenüber aber indifferent sind, sind sie oft sogar froh, wenn Großeltern das machen. Denn im Glauben gibt es ja viele Elemente von Geborgenheit und viel Tröstliches für Kinder – aber viele Eltern sind davon so weit weg, dass sie sich nicht zutrauen, das zu vermitteln.

Wie gehen Großeltern dabei am besten vor?

Hammer: Großeltern sollten grundsätzlich authentisch sein. Das heißt, wenn die Enkel zum Beispiel nach dem Tod fragen oder nach einem Himmel – und das sind typische Kinderfragen, die irgendwann kommen – dann haben sie auch das Recht auf eine authentische Antwort. Das gilt genauso für alle anderen Werte, auch die nicht-religiösen – Ehrlichkeit zum Beispiel. Es ist eine typische Großeltern-Rolle, «Keepers of Meaning» zu sein, also Werte über Generationen hinweg zu vermitteln.

Gerade an Ostern geht es ja auch um sehr erwachsene Ideen, nicht zuletzt den Tod. Darf man Kinder damit konfrontieren?

Hammer: Der Tod gehört zum Leben dazu, das gilt auch für Kinder. In Bilderbüchern zum Beispiel kommt das heute oft vor – und oft sind es ja gerade die Großeltern, über die Kinder zum ersten Mal mit dem Tod in Kontakt kommen. Ab einem Alter von sechs oder sieben Jahren sind Kinder in der Lage, das zu begreifen. Deshalb ist es ab dann auch wichtig, dass sie zum Beispiel mit zu einer Beerdigung gehen.

Und wenn Kinder den Tod begreifen, dann begreifen sie auch die Ostergeschichte?

Hammer: Das ist ja für Erwachsene schon schwer genug – dieses ganze Konzept von Auferstehung. Und auch diese Idee, dass da jemand erst sterben muss, sogar getötet wird, um unsere Sünden zu vergeben und dann aufzuerstehen, ist theologisch durchaus anspruchsvoll. Das erklärt man halt, so gut man kann und so kindgerecht wie möglich. Kinder machen sich darauf ihren eigenen Reim, das ist das Gute daran. Wichtig ist, dass sie eindrückliche oder gar grausame Geschichten nicht alleine erleben, sondern in der Nähe eines Erwachsenen. Auf dem Schoß von Oma oder Opa können sie das gut verkraften.


(dpa/tmn)

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