WDR-Studie: Fast jeder von Altersarmut bedroht

Knapp der Hälfte der Deutschen droht im Alter eine Rente unterhalb der Armutsgrenze, das haben Berechnungen des Westdeuten Rundfunks (WDR) ergeben. In Zahlen ausgedrückt würde das bedeuten: 2030 erhalten rund 25 Millionen Rentner monatliche Rentenzahlungen, die unterhalb der sogenannten gesetzlichen Grundsicherungsgrenze liegen – und somit laut WDR weniger als 840 Euro betragen.

Status quo auf das Jahr 2030 hochgerechnet

Die Prognose des WDR basiert auf dem Status quo: Aktuell leben in Deutschland 53,7 Millionen Menschen, die zwischen 15 und 65 Jahre alt sind und sich somit im erwerbsfähigen Alter befinden, so der Sender. Ziel der Berechnung war es herauszufinden, wie hoch die gesetzliche Rente dieser Menschen im Jahr 2030 ausfallen wird. Dazu hat der WDR zunächst ermittelt, wie viele Bürger den Durchschnittslohn erhalten, wie viele mehr und wie viele weniger verdienen, wer alles Hartz IV bezieht und wie viele Minijobber es gibt. Für die Hochrechnung auf das Jahr 2030 ging man von der Ausnahme aus, dass die Einkommensverhältnisse sich bis dahin nicht ändern.

Ergebnis der Berechnungen: Von den 53,7 Millionen Rentnern werden lediglich 28,6 Millionen eine ausreichende Rente erhalten – während 25,1 Millionen von Altersarmut bedroht sein werden.

Die Zahl der von Altersarmut bedrohten Menschen setzt sich zusammen aus

  • 13,6 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
  • 4,8 Millionen geringfügig Beschäftigten
  • 3,7 Millionen Hartz-IV-Empfänger
  • 1,5 Millionen Empfänger einer Erwerbsminderungsrente
  • 1,5 Millionen Solo-Selbständige

Wer Teilzeit arbeitet, ist besonders gefährdet

Diese Aufteilung zeigt, dass es in Deutschland eine hohe Zahl an Teilzeitbeschäftigten, Mini-Jobbern und Selbstständigen ohne eigene Angestellte gibt, diese Gruppen sind gemäß WDR massiv von Altersarmut bedroht. Ein weiterer Grund für die massenhaft erwarteten zu niedrigen Renten seien die geringen Gehälter, die in Branchen wie dem Einzelhandel und Gastgewerbe gezahlt würden. Damit ein Arbeitnehmer im Jahr 2030 eine Rente über dem Grundsicherungsniveau bezieht, müsste er nach Angaben des WDR nach aktuellem Stand 40 Jahre am Stück mindestens 2.097 Euro brutto im Monat verdienen.

Geringverdiener können kaum privat vorsorgen

Die Prognose belegt laut WDR: „Auch eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist bei weitem kein Garant für einen finanziell abgesicherten Lebensabend.“ Ebenso könne die private Altersvorsorge nur bedingt für Abhilfe sorgen. Denn „viele der von der Altersarmut bedrohten Menschen“, so der WDR, „können sich während ihres Arbeitslebens nicht leisten, Geld fürs Alter anzusparen.“


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