Warum in Bremen Schüler im Unterricht strampeln

Bremen – Nach rund zwei Jahren mit Ergometern im Unterricht hat eine Bremer Schule ihr Projekt zum bewegten Klassenzimmer ausgeweitet. Neben vier fahrradähnlichen Sportgeräten steht seit einigen Wochen ein Laufband im Raum der 7b.

Alle Fitnessgeräte sind mit einem Tisch ausgestattet, auf dem die Jugendlichen Aufgaben erledigen. «Lernen in Bewegung bringt einiges», sagt der Projektleiter Harald Wolf. Er ist überzeugt davon, dass Bewegung beim Lernen und bei der persönlichen Entwicklung hilft. Inzwischen gibt es an der Oberschule an der Ronzelenstraße in Bremen insgesamt 20 Ergometer und ein Laufband – verteilt auf sechs Klassen.

Viele Schülerinnen und Schüler nutzen das Bewegungsangebot gerne. «Ich kann mich auf dem Ergometer besser konzentrieren», sagt die 13-jährige Finja Rohde, die gerade eine Matheaufgabe vor sich auf dem Tisch liegen hat. «Die ganze Klasse ist viel ruhiger, weil man nicht die ganze Zeit still sitzen muss.» Der gleichaltrige Eser Seker sieht das genauso. «Ich kann die Aufgaben konzentrierter lösen», berichtet er, während er mit Socken auf dem Laufband geht. «Ich bin da jeden Tag drei Mal drauf, weil mir das sehr viel Spaß macht, darauf zu arbeiten.»

Klassenlehrer Dirk Baumgartner findet die Geräte hilfreich. «Die Schüler haben erkannt, dass sie darauf besser arbeiten können und dass ihnen die Bewegung und die Abwechslung gut tut.» Das erleichtere seinen Arbeitsalltag in der Inklusionsklasse enorm. Klassenlehrerin Ursula Böning verweist auf Themen wie Sport und Ernährung, die mit Hilfe der Fitnessgeräte anschaulich unterrichtet werden können. Zudem hätten Kinder mit großem Bewegungsdrang, immer eine Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen.

Positive Auswirkungen haben jüngst auch zwei Studien festgestellt. Laut der Masterarbeit von Sabrina Pöpping von der Universität Bremen verbessern Ergometer die Konzentrations- und Rechenleistung sowie auf die Konzentrationsgeschwindigkeit der Schülerinnen und Schüler. Stephanie Goddard von der Universität Oldenburg kommt in ihrer Masterarbeit zu dem Schluss, dass Ergometer den sozialen Kontakt untereinander fördern und helfen können, Stress abzubauen. Beide Frauen haben für ihre Studien die Arbeit mit Ergometern an der Bremer Oberschule untersucht.

Die Idee für sogenannte Ergometer-Klassen stammt aus Österreich. Der Wiener Sportwissenschaftler und Gymnasiallehrer Martin Jorde initiierte die erste Klasse 2007 an einem Wiener Gymnasium. Er stellte bei seinen Schülern positive Veränderungen in der Fitness, bei den Noten und im Sozialverhalten fest. Als erste deutsche Schule führte 2016 ein Gymnasium im bayerischen Aschaffenburg Ergometer im Klassenraum ein. Ein Jahr später folgte die sportbetonte Oberschule in Bremen, die das Konzept «Bewegte Schule» weiter ausbauen will. Geplant sind unterschiedliche Bewegungsangebote für den Unterricht und die Pausen. «Bewegtes Klassenzimmer» ist ein Gemeinschaftsprojekt der sportbetonten Oberschule an der Ronzelenstraße und der AOK Bremen/Bremerhaven.


(dpa)

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