Ulreich will sich top präsentieren: Im Fußball weiß man nie

Venlo – Sven Ulreich schlenderte locker mit einem schwarzen Turnbeutel auf den Nebenplatz der stark renovierungsbedürftigen VVV Arena. Plötzlich ist der 30 Jahre alte Ersatztorwart des FC Bayern einer der Stars, die Ersatz-Bundestrainer Markus Sorg in Venlo zum Training bat.

«Ich habe mich natürlich gefreut über den Anruf. Aber ich habe auch nicht wirklich damit gerechnet zu dem Zeitpunkt», berichtete Ulreich von seiner nachträglichen Nominierung ins Aufgebot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für die zwei letzten Länderspiele der Saison.

Marc-André ter Stegen fehlt wegen Knieproblemen. Bernd Leno musste wegen einer Daumenverletzung absagen. Die Talente um den Schalker Alexander Nübel bereiten sich auf die U21-EM vor. So rückte Neuling Ulreich in den aktuellen Torwartpool zu seinem Bayern-Kollegen Manuel Neuer und Frankfurts Kevin Trapp. «Es ist ein gutes Gefühl – und ein überraschendes», gestand Ulreich bei der Ankunft im Teamquartier.

«Vor 48 Stunden hätte ich nicht gedacht, dass ich hier stehe», sagte Ulreich. Er hätte gerne den Bundestrainer vor Ort angetroffen, doch der fehlt wegen eines Krankenhaus-Aufenthaltes: «Ich hätte mich auch gefreut, Jogi Löw kennenzulernen und mit ihm zu arbeiten.»

Der im baden-württembergischen Schorndorf geborene Torhüter wäre eigentlich in den Urlaub abgerauscht. «Da musste ich absagen», berichtete Ulreich: «Aber das macht man dann auch ein Stück weit gerne. Wir haben danach ja noch ein bisschen Urlaub. Deswegen: Alles gutgegangen.»

Neun Jahre nach seinem letzten von bisher acht Spielen für den DFB – von der U16 bis zur U21 – könnten am 8. Juni in Weißrussland oder drei Tage später in Mainz gegen Estland die ersten Minuten für das A-Team dazukommen. Wobei Ulreich bewusst ist, dass er hinter Kapitän Neuer und Trapp nur der dritte Torwart im Aufgebot ist. Doch der Münchner sagte auch: «Im Fußball weiß man nie, was kommt.»

Das gelte genauso für die kommenden Monate und Jahre. «Es ist immer eine Chance», erklärte Ulreich, der auch nach vier Jahren beim Branchenführer FC Bayern geerdet wirkt: «Man weiß nie, was in der Zukunft kommt.» Schon vor der WM 2018 in Russland hatte Bundestrainer Löw den verlässlichen Ersatzmann des FC Bayern auf der Liste, als lange Zeit nicht klar war, ob Kapitän Neuer nach einem Mittelfußbruch rechtzeitig fit werden würde. «Ich freue mich einfach, mal alle hier kennenzulernen. Und ich will mich natürlich gut präsentieren, einen guten Eindruck hinterlassen», sagte Ulreich jetzt.

In seinem ersten Training mit dem deutschen A-Team redete Ulreich beim Aufwärmprogramm intensiv mit Bundestorwartcoach Andreas Köpke, der dem langjährigen Stuttgarter per Telefon auch die Nachricht von der Nominierung übermittelt hatte. «Ich freue mich einfach, hier zu sein und mit den Jungs zu arbeiten. Und natürlich die zwei Qualispiele zu bestreiten, klar», sagte Ulreich. Dass Löw erstmals seit 15 Jahren bei einem Spiel der Nationalmannschaft fehlt, sieht der Neuling nicht als größeres Problem an: «Die Jungs wissen, worum es geht. Das stößt dann nicht so groß auf Diskussionen.»


(dpa)

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