Schweres Saisonfinale für HSV-Trainer Wolf

Hamburg – Hannes Wolf muss sich im schwierigen Saisonfinale der 2. Fußball-Bundesliga bewähren.

Zwar hat sich die Führungsetage des Hamburger SV auf den 38-Jährigen als Trainer für die kommende Saison unabhängig von der Ligazugehörigkeit festgelegt. Doch die enttäuschende Rückrunde des Wintermeisters und der Absturz auf Nichtaufstiegsplatz vier hat Wolfs Position zumindest nach außen geschwächt. «Ich bin so viele Jahre Trainer. Deshalb weiß ich, wie ich in diese Situationen trete», sagte er. «Kritische Momente gab es schon in meiner Karriere, deshalb ist es nicht neu für mich.»

Im Drei-Tage-Trainingslager in Rotenburg/Wümme vor dem Alles-oder-nichts-Spiel am Samstag (13.00 Uhr/Sky) gegen den FC Ingolstadt gab sich Wolf entschlossen wie selten in den Wochen zuvor. «Die Rolle hat sich verändert: Wir sind vom Gejagten zum Jäger geworden», sagte er. Seine Stimme klang dabei kämpferisch, seine Aussagen waren klar. «Die Rolle des Jägers wollen wir leben.»

Nach dem 0:2 bei Union Berlin und dem Absturz auf den Nichtaufstiegsplatz hatte Wolf so verunsichert gewirkt wie seine Mannschaft zuvor auf dem Platz. Als habe ein Akt der Selbstbesinnung bei ihm stattgefunden, versucht der Trainer des Jahres 2018 nun seinen Spielern zu zeigen, dass er vorangeht.

Der Rückendeckung der Club-Oberen darf er sich dabei gewiss sein. Sportvorstand Ralf Becker hatte nach der Niederlage in Berlin zuletzt betont, den Trainer nicht «opfern» zu wollen. Bereits im Januar hatte er ihm ungewöhnlich früh eine Jobgarantie gegeben. Bernd Hoffmann folgte im April: «Wir werden im Oktober in der 1. oder 2. Liga eine Krise haben. Und anders als sonst werden wir den Trainer dann nicht wechseln», verkündete der Vorstandsvorsitzende.

Doch weder Hoffmann noch Becker kommen an den Fakten vorbei. Etliche Leistungsträger sind in die Krise gerutscht oder zu oft verletzt. Die Rückrunden-Ausbeute von mickrigen 16 Punkten aus 14 Spielen ist schwach. In den vergangenen sechs Spielen gab es keinen Sieg. Selten überzeugte Wolfs Mannschaft spielerisch.

Der Trainer ist nicht ganz unschuldig an der Situation. In der Vergangenheit vercoachte er sich öfters. «Ich ziehe mir nicht jeden Schuh an», wehrte er sich aber nach dem Berlin-Spiel und bemängelte unter anderem die fehlende Bereitschaft seiner Profis im Training. Diese herauszukitzeln, fällt allerdings eindeutig in den Bereich eines Fußball-Lehrers.

Mit 1,67 ist Wolfs Punkteschnitt drei Spieltage vor dem Saisonende schlechter als bei Vorgänger Christian Titz (1,80). Der musste im Oktober nach dem 10. Spieltag gehen, weil Becker und Hoffmann das Ziel des Wiederaufstiegs mit ihm in Gefahr gesehen hatten. Diesmal sieht Becker den Fall anders. Schuld sei nicht der Trainer. Er rief vor der Fahrt ins Trainingscamp ein Casting aus. «Es geht darum zu schauen, auf wen wir uns verlassen können», sagte Becker.

Wolf sagte, er sei «ein Teil der Rückrunde» und nahm damit eine Teilschuld auf sich, ging zugleich aber in die Offensive. Er werde genau(er) hinsehen, wer «sich zerreißt». In Rotenburg hat er «eine gute Energie bei uns» festgestellt. Wenn der teuerste Kader nach Spitzenreiter 1. FC Köln dies in den letzten drei Spielen aufs Feld bekommt, hat Wolf eine Zukunft beim HSV – auch als Zweitliga-Trainer.


(dpa)

(dpa)