Schulz-Rückkehr in Hoffenheim: Suche nach alter Stärke

Sinsheim/Dortmund – Wenn Nico Schulz lacht, sind in seinem Gesicht lustige Grübchen zu sehen. In der Öffentlichkeit geschieht das derzeit selten.

Der Nationalspieler hat bei Borussia Dortmund einen schweren Stand, zudem ist er keiner, der sich vor die Kameras drängt. Im letzten Vorrundenspiel der Fußball-Bundesliga tritt der 26-Jährige mit dem BVB ausgerechnet bei seinem früheren Club TSG 1899 Hoffenheim an. Warum der 25,5-Millionen-Euro-Mann bisher die Erwartungen nicht erfüllen konnte, weiß Schulz selbst nicht so genau.

«Gute Frage. Ich weiß nicht, woran es liegt. Ich weiß, ich habe in der Anfangszeit nicht meinen besten Fußball gespielt. Woran es genau liegt – keine Ahnung», sagte der Linksverteidiger nach dem 4:0 der Dortmunder am vergangenen Wochenende in Mainz. Da hatte er sein erstes Tor für die Borussia erzielt – und auf dem Platz mal wieder sein strahlendes Lächeln gezeigt. «Ich bin froh, dass ich gespielt habe, dass wir gewonnen haben, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte», sagte er ohne Triumphgeheul. Am Dienstag beim 3:3 gegen RB Leipzig saß er wieder mal bis zur 84. Minute auf der Bank.

Schulz kam im Sommer mit viel Vorschusslorbeeren zum BVB. «Schnellere Außenverteidiger als wir mit Achraf Hakimi und Nico Schulz wird niemand haben», schwärmte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Ähnlich äußerte sich Sportdirektor Michael Zorc: «Nico Schulz hat in den vergangenen Jahren einen deutlichen Leistungssprung gemacht hat. Genau wie die Nationalmannschaft werden wir von seinem Tempo und seiner Dynamik profitieren.»

Doch der gebürtige Berliner offenbarte in der Viererkette von Trainer Lucien Favre defensive Schwächen. Zudem warf ihn ein Teilriss in der linken Fußwurzel zurück, den er sich beim verlorenen Länderspiel gegen die Niederlande Anfang September zugezogen hatte. Nach einer Zwangspause von sechs BVB-Pflichtspielen feierte er ein durchwachsenes Comeback. Zwei schwache Auftritte – beim demütigenden 0:4 im Spitzenspiel in München und beim peinlichen 3:3 gegen Paderborn – kosteten ihn den Stammplatz.

Bei der Ursachenforschung erwähnte Schulz seinen Verletzungspause nicht. «Ich muss versuchen, es besser zu machen», sagte der Ex-Hoffenheimer ganz pragmatisch. Seine Chancen auf eine Rückkehr in das Team sind durch die Umstellung auf ein 3-4-3-System jedoch wieder gestiegen. Schließlich kommt die offensivere Ausrichtung als linker Mittelfeldspieler seinen Talenten eher zugute.

Seinen zuletzt gezeigten Aufwärtstrend will Schulz aber nicht allein auf Favres Umstellung zurückführen: «Ich habe vorher einfach schlechte Spiele gemacht, das lag nicht unbedingt am System», sagte der fünftteuerste Spieler der Vereinsgeschichte.

Im Nationalteam schien sich Schulz schon zu etablieren, zumal er im Hinspiel gegen die Niederlande im März in Amsterdam das 3:2-Siegtor erzielte. Doch inzwischen hat der zehnmalige Nationalspieler mit dem Leipziger Marcel Halstenberg und dem Kölner Rückkehrer Jonas Hector zwei harte Konkurrenten. Trotz seiner Schwierigkeiten in Dortmund gehört Schulz zum Kreis der EM-Kandidaten – denn bei Bundestrainer Joachim Löw zählt meist mehr, was ein Spieler in der DFB-Auswahl zeigt.


(dpa)

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