«Schon geil»: Wolfsburgs Europa-Träume statt Abstiegskampf

Wolfsburg – 35 Punkte – so viele Zähler hat der VfL Wolfsburg in der gesamten vergangenen Saison nicht gesammelt.

Damals rettete sich der millionenschwere VW-Club mit mickrigen 33 Pünktchen nach 34 Spieltagen so eben noch in die Relegation, wo gegen Holstein Kiel der Abstieg in die Zweite Liga mit Ach und Krach vermieden wurde. Nun hat der VfL bereits nach 22 Runden mehr Punkte auf dem Konto und kämpft ein Dreivierteljahr nach dem knapp abgewendeten Schreckensszenario um den Einzug in den Europapokal.

«Das ist schon geil», sagte Maximilian Arnold nach dem 3:0 (1:0) gegen den FSV Mainz 05. «Das ist ein ganz anderes Gefühl von Fußballspielen als in den vergangenen beiden Jahren. Wenn du im Abstiegskampf steckst, dann hat das nichts mehr mit Fußball zu tun. Da geht es nur ums Kämpfen und ums Bestehen. Das ist das Schlimmste, was es gibt», sagte das VfL-Eigengewächs mit Blick auf die beiden Spielzeiten mit Last-Minute-Rettungen in der Relegation.

Ohne den permanenten Druck des sportlichen Überlebenskampfes fällt den Wolfsburgern nun vieles leichter. Zwar blieb auch gegen Mainz vor lediglich 20.334 Zuschauern vieles Stückwerk. Doch Bruno Labbadia hat es geschafft, seiner Mannschaft ein gewisses Maß an Stabilität zu vermitteln, weshalb der Wolfsburger Trainer nach dem bereits zehnten Saisonsieg zufrieden von einem «kleinen Meilenstein» sprechen konnte.

«Die Mannschaft hat sich das verdient, weil sie fast alles, was wir ihr vermitteln, auch umsetzt», lobte der VfL-Coach nach dem Erfolg durch die Treffer von Arnold (4. Minute), Wout Weghorst (69., Handelfmeter) und Robin Knoche (76.).

Ob Labbadia allerdings in der kommenden Saison auch die Früchte seiner erfolgreichen Arbeit ernten darf, ist nach wie vor unklar. «Mir macht es Riesenspaß mit der Mannschaft», sagte Labbadia nach dem ersten Heimsieg im Jahr 2019. Club und Coach verfolgen aber den ungewöhnlichen Plan, erst ab April verhandeln zu wollen. Für Labbadia kein Problem, «ich fühle mich hier sehr wohl».

Ob das am Ende aber reicht, um auch in der Saison 2019/20 und dann möglicherweise im Europapokal beim VfL auf der Bank zu sitzen? Als Labbadia am Samstag über das Spiel gegen Mainz sprach und seine Mannschaft für die «sehr positive Entwicklung» lobte, stand Geschäftsführer Jörg Schmadtke im Medienraum der Volkswagen-Arena und blickte ohne eine Miene zu verziehen auf sein Handy.

Dass die beiden erfahrenen Bundesliga-Protagonisten vom Charakter her sehr unterschiedlich sind, wird von beiden gar nicht bestritten. Die Frage ist, ob sie sich zu einer professionellen Zusammenarbeit entschließen können oder im Sommer doch getrennte Wege gehen. Bis zu den entscheidenden Gesprächen im April wird sich herauskristallisiert haben, wohin die Reise für die Grün-Weißen geht. Führt Labbadia Wolfsburg tatsächlich zurück auf die internationale Bühne, auf die der Weltkonzern Volkswagen so gerne will, dürfte es schwer zu vermitteln sein, mit dem erfolgreichen Trainer nicht zu verlängern.


(dpa)

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