Rosberg vs. Hamilton: Stiller Arbeiter gegen Showman

Austin/Mexiko – Zwei Männer, ein Ziel, viele Wege. Nico Rosberg und Lewis Hamilton wollen sportlich nur eines: Formel-1-Weltmeister sein. Wie verschieden sind die beiden Dauerrivalen von Mercedes eigentlich? Oder gibt es mehr Gemeinsamkeiten, als man glaubt?

DIE HERKUNFT

Rosberg bekam die Rennfahrerei tatsächlich in die Wiege gelegt. Knapp zweieinhalb Jahre vor Rosbergs Geburt im hessischen Wiesbaden krönte sich sein finnischer Vater Keke mit der heute noch historischen Sieg-Minimalmarke von nur einem Grand-Prix-Erfolg in der Saison 1982 zum Champion. Rosberg wuchs in Monte Carlo, wo er heute noch seinen Hauptwohnsitz hat, und auf Ibiza auf.

Hamiltons Vater Anthony, ein Einwanderersohn aus der Karibik (Grenada) musste zusätzliche Jobs annehmen, um seinem Lewis die Rennleidenschaft schon in jungen Jahren zu ermöglichen. Die Hamiltons lebten in Stevenage, einem wenig glamourösen Ort rund 30 Kilometer vor London. «Wir kamen aus dem Nichts», betonte jüngst Hamiltons Vater in einem Interview des Senders CNN.

DER AUFSTIEG

Den Weg in die Formel 1 legten beide in denselben Schritten zurück. Rosberg und Hamilton waren früher Kart-Kollegen, Freunde. Dann gewann Rosberg 2005 die GP2, die Nachwuchsklasse vor der Formel 1, im Jahr darauf Hamilton. Rosberg stieg 2006 in die Königsklasse des Motorsports auf, Hamilton ein Jahr später. Von da an aber verliefen die Karrieren eher unterschiedlich. Hamilton, der sich als kleiner Bub selbst beim damaligen Teamchef Ron Dennis empfohlen hatte, wurde zum McLaren-Stammpiloten. Seinerzeit war der britische Traditionsrennstall noch ein Branchenführer.

Hamilton fuhr in seiner ersten Saison gleich um den Titel. Er verlor ihn im letzten Rennen. Ein Jahr später erreichte er die Spitze: Weltmeister 2008. Rosberg fuhr da noch seinem ersten Sieg hinterher, es dauert bis 2012. Er war zunächst seinem Vater gefolgt, fuhr erstmal für Williams. Das Team, mit dem Keke Rosberg 1982 Weltmeister geworden war. Mit dem Wechsel zu Mercedes zur Saison 2010 folgte der nächste Schritt. Seit der Motorenreform und der Überlegenheit der Silberpfeile fährt auch Rosberg um den Titel.

DIE DUELL-ERFAHRUNG

Da können beide einiges erzählen. Rosberg bekam bei seinem Wechsel zu Mercedes keinen Geringeren als den Rekordweltmeister Michael Schumacher an die Seite. Der siebenmalige Champion stand immer und überall im Blickpunkt, Rosberg nicht. Aber Rosberg lernte – von Schumacher und aus der nicht einfachen Situation. Er setzte sich sportlich sogar gegen den bis heute in den wichtigsten Statistiken noch immer unerreichten Rekordchampion durch.

Hamilton startete gleich mal gegen einen zweimaligen Weltmeister: Fernando Alonso war zur Einstiegssaison des Briten zu McLaren gewechselt – als Titelverteidiger. Ein Fahrer der Extraklasse, heute noch, aber auch einer, der mit allen Mitteln arbeitet. Hamilton und Alonso leisteten sich ein erbittertes, vergiftetes Stallduell, das letztlich beide als Verlierer sah. Gegen einen Teamkollegen allerdings verlor Hamilton noch nie die WM.

DER LIFESTYLE

Wenn es etwas gibt, bei dem sich die beiden ganz besonders unterscheiden, dann darin. Rosberg zieht sich gern mit seiner Familie zurück, seit etwas über einem Jahr ist er Vater einer Tochter. Anders als Landsmann Sebastian Vettel gibt er auch Fotos und Sonstiges aus dem Leben von sich, seiner Tochter und seiner Frau frei. Rosberg hat einen eigenen Gemüsegarten, er liebt Ausflüge. Er «will die Gegenwart, den Moment, die Kleinigkeiten genießen», wie er einmal einem Interview der «Frankfurter Allgemeine Zeitung» sagte.

Hamilton wirkte lange unentschlossen und unschlüssig, was und wie er sein will. In der eher kontrollierten McLaren-Welt konnte er seine Dränge nicht ausleben. Mercedes lässt ihn machen. Er trägt unzählige Tattoos, dicke Goldketten und reist im Privatjet. Seine beiden Hunde – englische Bulldoggen namens Roscoe und Coco – haben unter seinen Anhängern durchaus Kultcharakter, tauchen sie im Fahrerlager auf, klicken die Fotokameras.

Hamilton, so scheint es, liebt das Leben als Super-Promi. Er fährt die richtig dicken Schlitten, Protzfaktor inklusive. Er genießt Auftritte in US-Talkshows vor Millionen Zuschauern. Für Bernie Ecclestone ist er auch deswegen die Idealbesetzung eines Weltmeisters. Ein PR-Botschafter der PS-Sonderklasse. Ecclestone betonte aber auch: Rosberg wäre ein würdiger Weltmeister.


(dpa)

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