Preetz gibt Covic Rückendeckung: «Wir bleiben ruhig»

Mainz – Mehr Geld, ein neuer Trainer – aber nur ein Punkt und damit zunächst Bundesliga-Letzter: Bei Hertha BSC ist die große Ernüchterung eingezogen.

Pal-Dardai-Nachfolger Ante Covic ist ab sofort als Krisenmanager gefragt: «Auch wenn wir Tabellenletzter sind, das muss uns zusammenschweißen», betonte Chefcoach Covic: «Wichtig wird sein, dass wir gemeinsam aus diesem Tal kommen.»

Nach dem schwächsten Saisonstart seit fast drei Jahrzehnten setzt Manager Michael auf den Zeitfaktor und sagt Covic jede Unterstützung zu. «Wir bleiben ruhig. Ante bekommt von uns jede Hilfestellung», sagte Preetz am Sonntag dem Fachblatt «Kicker». Der Berliner Fußball-Bundesligist ist nach der 1:2-Niederlage am 4. Spieltag beim 1. FSV Mainz 05 mit nur einem Punkt vorerst auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht. Zuletzt hatte es das in der Abstiegs-Saison 1990/91 gegeben. Covic hat in diesem Sommer als Chefcoach die Nachfolge von Pal Dardai übernommen.

«Wir verkennen nicht die Situation, aber es ist genügend Zeit und es bleiben genügend Spiele, um die Negativ-Dynamik umzukehren», betonte Preetz: «Natürlich tut die Niederlage in Mainz weh.»

Auch wenn die 125 Millionen Euro von Investor Lars Windhorst beim Berliner Fußball-Bundesligisten nicht sofort den ganz großen Aufstieg versprachen, so hat sich beim Hauptstadtclub den Start in die angestrebte neue Zeit niemand vorgestellt. «Die Niederlage fühlt sich beschissen an, weil wir großen Aufwand betreiben haben, dort etwas mitzunehmen», sagte Covic auch noch mit einem Tag Abstand. Am Sonntag war der 44-Jährige scheinbar entspannt zusammen mit Präsident Werner Gegenbauer zum Reservistentraining auf den Platz gegangen.

Nach drei Niederlagen in Serie ist der Aufbrucheffekt des verheißungsvollen Liga-Auftakts gegen Bayern München (2:2) verpufft. Zwar stellte sich die personell veränderte Hertha – die Neuzugänge Deryck Boyata und Marius Wolf gaben ihr Pflichtspieldebüt für die Berliner – verbessert vor. Doch am Ende standen die Blau-Weißen auch in Mainz mit leeren Händen da. Letztmals stand Hertha 2009/10 zum Abschluss eines Spieltages am Tabellenende – und stieg dann ab.

«Ohne die Tabelle zu vergessen, glaube ich, dass wir einen anderen Auftritt hingelegt haben als auf Schalke», bemerkte Covic mit Verweis auf 16 Torschüsse und zahlreiche Chancen: «Es ist unfassbar, dass wir nur ein Tor machen.»

Nach der Führung durch den Mainzer Robin Quaison (40.) gelang dies Marko Grujic (83.). Doch statt einen Punkt mit an die Spree zu nehmen, kassierte Hertha noch das bittere Gegentor durch Jeremiah St. Juste (88.). «Für meinen Geschmack war das unser bestes der vergangenen drei Spiele», sagte dennoch Grujic, der nach seinem Tor sofort zu Coach Covic geeilt war. «Ich weiß, wie viele Emotionen und Energie er für jeden einzelnen von uns investiert.»

Dennoch wird der Erfolgsdruck vor allem auf den von den Amateuren zu den Profis beförderten Trainer größer. Immerhin hat er neue Spieler für die Rekordsumme von rund 34 Millionen Euro bekommen. «Es ist frustrierend und schwierig, mit nur einem Punkt Letzter zu sein, aber wir müssen positiv bleiben», sagte der von Celtic Glasgow gekommene Innenverteidiger Boyata nach seinem ersten Bundesligaspiel.

Nicht zufrieden war mit seinem Einstand der von Borussia Dortmund ausgeliehene Mittelfeldspieler Wolf, der sich für die Niederlage mitverantwortlich fühlte. «St. Juste war mein Mann. Ich hätte ihn beim 1:2 nicht so zum Kopfball kommen lassen dürfen», bekannte er, betonte zugleich: «Wir müssen weitermachen und an uns glauben.»

Zum nächsten Keller-Duell kommt am Samstag der SC Paderborn ins Olympiastadion. «Gegen Paderborn müssen wir alles geben, für den Sieg und für die Fans», sagte Grujic. Coach Covic forderte: «Wir müssen jetzt noch fleißiger sein und zusammenrücken.»

Trotz der prekären Lage warnte Davie Selke vor Panikmache. «Wir dürfen nicht vergessen, dass wir noch früh in der Saison sind», sagte der Stürmer. Dies würde statistisch gesehen auch im Falle einer vierten Niederlage gelten: 1972 schaffte Hertha nach vier Pleiten zum Saisonanfang dennoch den Klassenerhalt.


(dpa)

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