Pizarro begeistert: Europa verpasst, aber Oldie bleibt

Bremen – Die Europa-League-Qualifikation verpasst, Kapitän Max Kruse verloren – doch dank Claudio Pizarro wurde der letzte Spieltag in Bremen dennoch zum Festtag. Die Club-Ikone bleibt noch ein weiteres Jahr an der Weser.

«Ich werde weitermachen», teilte der Peruaner kurz vor Werders 2:1-Sieg gegen Leipzig per Videobotschaft auf den Leinwänden mit. Es folgte ein Jubel-Orkan im Bremer Weserstadion, fast so wie bei einem Titelgewinn.

Die Weiterbeschäftigung des 40 Jahre alten Publikumslieblings ist an der Weser auch fast so bedeutend wie eine Meisterschaft, selbst die verpasste Qualifikation für den internationalen Wettbewerb spielte beim Tabellenachten kaum noch eine Rolle. «Er ist eine Legende, einfach eine Legende», schwärmte Bremens Abwehrchef Niklas Moisander über den Routinier. «Er hat so viel Qualität. Und das mit fast 41.»

Die wurde beim Erfolg gegen eine B-Elf von RB Leipzig am Samstag noch einmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Pizarro kam in der 74. Minute in die Partie. Zwei Minuten vor dem Ende entschied der Südamerikaner mit einer unnachahmlichen Einzelleistung und einem satten Schuss das Match. «Ein Tor zu schießen und die Verlängerung zu verkünden – das war einfach toll», sagte Pizarro.

Trainer Florian Kohfeldt betonte, dass die Verlängerung nicht aus «romantischen Gründen» zustande kam. «Es war eine reine rationale und sportliche Entscheidung», sagte der Bremer Coach. «Für einen Spieler seines Alters ist das mit eines der größten Komplimente überhaupt. Jetzt heißt es noch ein Jahr: Ball zu Pizarro, fertig machen zum Jubeln.»

Kommt Pizarro auf das Spielfeld, wird die Begegnung fast neu geschrieben. Die Zuschauer stehen auf und der Gegner hat Respekt vor dem Tor-Oldie. «Fast in jedem Spiel spielen wir besser, wenn er reinkommt», sagte Moisander. «Er ist in der Lage, ein Spiel zu verändern», ergänzte Kohfeldt und U21-Nationalspieler Johannes Eggestein meinte: «Claudio entscheidet Spiele, er entfacht bei den Fans große Emotionen. Das nimmt die ganze Mannschaft mit.»

Den großen Jubel, den Pizarro bekam, erhielt Kruse nicht. Bei seinem Abschied vor Spielbeginn erhielt der 31-Jährige zwar Beifall, aber auch ein paar Pfiffe. Der beste Bremer Torjäger der vergangenen drei Jahre sucht eine neue Herausforderung. «Er hat nichts Verbotenes getan», sagte Kohfeldt und kündigte an: «Aber auch ohne ihn werden wir einen guten Kader für die neue Saison zusammenstellen.»

Auch Pizarro, seit Samstag mit 40 Jahren und 227 Tagen ältester Bremer Spieler der Bundesliga-Geschichte, soll dabei helfen, die Lücke zu schließen. «Max ist ein zentraler Spieler, aber auch Claudio kann in vielen Momenten den Unterschied machen», sagte Sportchef Frank Baumann. Dass die Bremer am Ende Druck auf den Kapitän gemacht haben, hatte auch mit der bevorstehenden Verlängerung mit Pizarro zu tun. «Das hat schon eine Rolle gespielt», bestätigte Baumann.

Ein Ziel für die kommende Spielzeit hat das Schlitzohr auch noch: Mit 197 Toren ist er zweitbester ausländischer Torjäger der Bundesliga-Geschichte. Nur Bayerns Robert Lewandowski hat fünf Treffer mehr auf dem Konto. «Deswegen habe ich auch verlängert. Ich möchte ihm noch ein bisschen Druck machen», scherzte Pizarro.


(dpa)

(dpa)