Petkovic rettet Damen-Bilanz – Zverev im Eiltempo weiter

Paris – Andrea Petkovic verhindert ein Debakel für die deutschen Damen, Alexander Zverev hat es auch ohne Trainer Ivan Lendl eilig: Mit einer Sandplatz-Demonstration gegen den überforderten schwedischen Qualifikanten Mikael Ymer hat Zverev bei den French Open die dritte Runde erreicht.

Petkovic rang die an Nummer 25 gesetzte Hsieh Su-Wei aus Taiwan in einem Kraftakt über zwei Stunden und 24 Minuten mit 4:6, 6:3, 8:6 nieder.

Damit verhinderte die 31 Jahre alte Darmstädterin nach dem Aus von Angelique Kerber und Julia Görges in Runde eins und dem Zweitrunden-Scheitern von Laura Siegemund das schlechteste deutsche Damen-Abschneiden bei einem Grand Slam seit neun Jahren. Zuletzt hatte es bei den French Open 2010 keine Deutsche in die dritte Runde bei einem Major geschafft. Doch trotz eines 1:3-Rückstandes im dritten Satz behielt Petkovic die Nerven gegen ihre unorthodox spielende Kontrahentin mit der beidhändigen Vor- und Rückhand.

Deutlich einfacher hatte es wenige Stunden zuvor Zverev. Beim 6:1, 6:3, 7:6 (7:3) ließ der beste deutsche Tennisprofi am Donnerstag der Nummer 148 der Welt keine Chance. Die einzige kurze Schwächephase am Ende des dritten Satzes meisterte Zverev souverän und beseitigte im Tiebreak nervenstark jeden Zweifel an seinem Sieg. Nach einer Stunde und 59 Minuten beendete Zverev das ungleiche Duell auf dem neu errichteten Court Simonne Mathieu mit seinem dritten Matchball.

Beim zweiten Grand-Slam-Turnier seiner bislang eher mäßigen Saison trifft der 22 Jahre alte Hamburger im Kampf um den Einzug in das Achtelfinale auf den an Nummer 30 gesetzten Serben Dusan Lajovic, der den Franzosen Elliot Benchetrit ebenfalls in drei Sätzen bezwang. Schon im vergangenen Jahr standen sich Zverev und Lajovic in Paris gegenüber – auf dem Weg in sein erstes Grand-Slam-Viertelfinale setzte sich Zverev damals in fünf Durchgängen durch.

Zum Auftakt gegen den Australier John Millman hatte Zverev noch fünf hart umkämpfte Sätze fürs Weiterkommen gebraucht. Gegen Ymer jedoch ging er – weiterhin ohne seinen Trainer Ivan Lendl – vom ersten Schlag an mit «Autorität in die Ballwechsel», wie es Eurosport-Experte Boris Becker zuvor gefordert hatte.

Als Teenager standen sich Zverev und Ymer schon einmal beim Turnier in Stockholm vor vier Jahren gegenüber, als sich Zverev knapp durchsetzte. Diesmal jedoch war der jüngere Bruder von Zverevs gelegentlichem Trainingspartner Elias chancenlos. Eine halbe Stunde nur dauerte der erste Durchgang, Vater Alexander Zverev senior konnte sich entspannt in der Box zurücklehnen. Je erfolgreicher sein Sohn spielt und je weiter er kommt im Turnierverlauf, desto leiser werden auch die Diskussionen um das Fehlen Lendls in Paris.

Dass der ehemalige Weltklassespieler bei einem der vier wichtigsten Turniere des Jahres nicht an der Seite seines Auftraggebers ist, sorgt für reichlich Gesprächsstoff auf der Anlage am Bois de Boulogne. «Da gibt es bestimmt gute Gründe dafür, die nur die beiden wissen. Die Idealform ist sicherlich, dass der Trainer bei allen großen, wichtigen Turnieren an der Seite ist», hatte Becker noch am Vormittag bei einem Medientermin in einem Pariser Hotel gesagt.

Lendl soll erst zur Rasensaison wieder zu Zverev stoßen – sein Fehlen machte sich aber nicht bemerkbar. Auf dem spektakulären Platz, der ganz in der Nähe des Botanischen Gartens in den Boden eingelassen wurde und auf allen vier Seiten von Gewächshäusern umgeben ist, spielte Zverev zeitweise beeindruckend auf. Zwar leistete er sich 43 leichte Fehler, doch auch dank zwölf Assen, 36 Gewinnschlägen und einem zu harmlosen Kontrahenten konnte er wertvolle Kräfte sparen.


(dpa)

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