Nicolas Sarkozy und François Hollande umwerben Le-Pen-Wähler

Der Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich spitzt sich weiter zu. Um zum großen Favorit François Hollande aufzuschließen, umwirbt vor allem Präsident Nicolas Sarkozy die Wähler der extremen Rechten. Doch auch sein Herausforderer sympathisiert mit den Le-Pen-Wählern.

In einer kämpferischen Rede verteidigte Präsident Nicolas Sarkozy sein offenes Werben um die Wähler der rechtsextremen Front National (FN). Sein Herausforderer François Hollande versprach ebenfalls, die wütenden und unzufriedenen Bürger nicht außen vor zu lassen.

„Es ist meine Pflicht, mich sofort diesen Wählern zuzuwenden“, sagte der 57-jährige Sozialist Hollande der Tageszeitung „Libération“. Dies sei jedoch nicht der Fall für diejenigen Bürger, die das radikale Gedankengut der ausgeschiedenen Rechtspopulistin Marine Le Pen teilten.

Le Pen wirft Spitzenkandidaten Zynismus vor

In einem Interview des Nachrichtensenders BFM sprach die FN-Chefin von Zynismus der Spitzenkandidaten. Ihre Wähler hätten entgegen der Behauptung von Sarkozy oder Hollande nicht nur aus Wut für sie gestimmt. „Das war eine Wahl aus Überzeugung.“ Die Sorge von Bundeskanzlerin Angela Merkel über den Wahlerfolg von Le Pen freute die FN-Chefin. Sie verkörpere die französische Eigenheit dar und das mache der „europäischen Clique“ Angst.

Sarkozy verteidigt Le Pen

Im Pariser Vorort Longjumeau verteidigte Sarkozy die Kandidatin aus dem rechtsextremen Lager, die mit knapp 18 Prozent in der ersten Wahlrunde ein starkes Ergebnis erzielt hatte. Le Pen sei offiziell zugelassen gewesen. „Also ist sie auch kompatibel mit der Republik“, erklärte Sarkozy. „Man kann in der zweiten Runde keinen Wahlkampf machen wie in der ersten, man muss das Votum für die FN verstehen.“

Hollande lehnt zweites Rededuell mit Sarkozy ab

Vier große Sender boten den beiden Präsidentschaftskandidaten an, vor der zweiten Wahlrunde ein erneutes Rededuell zu veranstalten. Der Favorit lehnte dieses Angebot als unnötig ab. Ein Duell entspräche der Tradition und sei genug. Sarkozy sprach sich indes für ein weiteres Aufeinandertreffen aus.

Der 57-jährige Hollande geht als deutlicher Favorit in die Stichwahl am 6. Mai. Seinen knappen Vorsprung vor Präsident Sarkozy in der ersten Wahlrunde konnte er deutlich ausbauen. Aktuellen Umfragen zufolge käme de Herausforderer auf insgesamt 54 Prozent der Stimmen.