Nach Fehlstart unter Zugzwang – Schalke hofft auf Trendwende

Gelsenkirchen – Vom Stolz über die Vizemeisterschaft ist wenig geblieben. Beim FC Schalke 04 sorgt der Blick auf die Tabelle der Fußball-Bundesliga mittlerweile für ein mulmiges Gefühl.

Unterliegt das eigentlich als Champions-League-Aspirant gehandelte Schlusslicht auch am Dienstag beim SC Freiburg, dürfte der Kredit bei den Fans aus der vergangenen Saison allmählich aufgebraucht sein. «Vier Niederlagen am Stück tun weh. Wir haben großen Respekt vor der Situation», gestand Trainer Domenico Tedesco.

Nur noch eine Niederlage ist das einzige noch punktlose Bundesliga-Team von der Einstellung des eigenen Negativ-Startrekords vor zwei Jahren entfernt. «Es ist unheimlich schwierig, wieder in die Spur zu kommen und eine Hypothek für die gesamte Saison. Deshalb ist das jetzt eine ganz heikle Situation», befand der damalige, erst am Ende der missratenen und auf Rang zehn abgeschlossenen Spielzeit beurlaubte Schalke-Coach Markus Weinzierl bei Sky. Auf dieses Statement seines Vorgängers reagierte Tedesco unaufgeregt: «Nach vier Niederlagen ist es nicht überraschend, dass Kritik aufkommt. Da muss jeder Einzelne selber für sich wissen, wie er sich daran beteiligt.»

Die Parallelen sind unverkennbar. Dennoch braucht sich Tedesco noch nicht darum zu sorgen, dass ihm beim Revierclub ein ähnliches Schicksal wie Weinzierl droht. Und doch muss der 33 Jahre alte und nach wie vor hochgeschätzte Fußball-Lehrer langsam aber sicher liefern. Alles andere als zwei Siege in den Spielen in Freiburg und vier Tage später daheim gegen Mainz könnte die Stimmung weiter eintrüben.

Tedesco ist guter Dinge. In den Spielen gegen Porto (1:1) und gegen Bayern (0:2) hat er «positive Signale» ausgemacht: «Die Mannschaft ist fokussiert, konzentriert und hungrig auf Erfolg.» Den Absturz auf den letzten Bundesliga-Tabellenrang will der Coach nicht überbewerten: «Diese Tabellensituation ist keine Konstante. Das sieht in zwei, drei Wochen wieder anders aus. Das geht dann relativ zügig.» Sportvorstand Christian Heidel sieht es ähnlich: «Wir werden das schnellstmöglich drehen. Die Mannschaft ist völlig okay.»

Dass es am Wochenende erste Dissonanzen gab, wollte niemand als Zeichen für schwindenden Teamgeist werten. Schon wenige Stunden nach seinen Unmutsbekundungen gegen seine Auswechslung in der Partie gegen den FC Bayern entschuldigte sich Franco Di Santo sowohl beim Trainer als auch bei seinen Mitspielern. Auch in der Mannschaftssitzung einen Tag später gab sich der Angreifer reumütig. Dennoch wird der Verein das Verhalten sanktionieren. «Es wird hundertprozentig was geben. Aber das bleibt intern. Und damit ist das Thema für mich erledigt», sagte Tedesco, der einen Einsatz des Argentiniers in Freiburg offenließ.

Kapitän Ralf Fährmann sehnt sich zurück nach der mentalen Stärke, die dem Team im ersten Tedesco-Jahr häufiger aus der Bredouille geholfen hatte: «Du hast nicht mehr die breiten Schultern, dass du glaubst, du könntest 16 Bäume auf einmal ausreißen.» Der Torwart gab für die Partie in Freiburg die Richtung vor: «Da brauchen wir nicht groß zaubern, sondern müssen mit einfachen Mitteln ins Spiel finden. Jetzt ist mehr denn je unsere Tugend, das Malochen, gefragt.»


(dpa)

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