Mainzer Standardspezialisten sorgen wieder für Spektakel

Mainz – Martin Schmidt war in Plauderlaune. Nach dem nächsten Fußball-Spektakel seiner Mannschaft stand der Mainzer Trainer noch eine Weile neben der Bundesliga-Tabelle, die an der Wand des Presseraums stets unmittelbar nach den Spielen aktualisiert wird.

Und was der Schweizer dort sah, gefiel ihm richtig gut: Platz acht, 17 Punkte nach elf Spielen – Schmidt war zufrieden. Vor allem eine Sache war es, die den FSV-Coach lächeln ließ: das Torverhältnis von 21:20.

«Die Spiele hier sind immer spannend und unterhaltsam, hier ist immer was los. Jeder, der hier kein Ticket kauft, hat eigentlich schon verloren», sagte Schmidt. In der Tat lohnt es sich in dieser Saison so wie bei keinem anderen Verein, eine Eintrittskarte zu kaufen. Nirgendwo anders fallen bislang mehr Tore als bei den Spielen des FSV Mainz 05. Das FSV im Vereinsnamen steht längst für «Fußball-Spektakel-Verein».

Auch beim 4:2 (2:0) gegen den SC Freiburg kamen die leider nur 26 573 Zuschauer wieder voll auf ihre Kosten. Die 90 Minuten lang hin und her wogende Partie war offenbar auch nach dem Geschmack von Schiedsrichter Patrick Ittrich. Als die Mainzer in der Schlussphase nach dem Freiburger Anschlusstreffer zum 2:3 auf Zeit spielen wollten, schnappte sich der Unparteiische den Ball und brachte ihn selbst zurück zum Anstoßpunkt. Bloß keine Zeit verlieren, hier kann noch einiges passieren, lautete die Botschaft.

Dabei war bereits bis zu jener 85. Minute verdammt viel geschehen. Was vor allem an der erneut beeindruckenden Effektivität der Mainzer bei Standardsituationen lag. Das 1:0 durch Niko Bungert (15. Minute) fiel nach einer Ecke, das 2:0 fünf Minuten später besorgte Yunus Malli per Foulelfmeter. Der Türke zog mit seinem 29. Treffer für die Mainzer als Rekordtorschütze des Clubs mit Mohamed Zidan gleich.

Nachdem Vincenzo Grifo die Gäste mit einem schönen Lupfer nach der Pause auf 1:2 (67.) herangebracht hatte, sorgte der Mainzer Kapitän Stefan Bell acht Minuten vor dem Schlusspfiff erneut nach einer Ecke für das vorentscheidende 3:1. «Wir lassen sie zwei Mal völlig frei zum Kopfball kommen, rennen uns einmal selbst gegenseitig über den Haufen. So kannst du kein Spiel gewinnen», sagte Freiburgs Trainer Christian Streich fassungslos.

Für den Coach der Breisgauer war es deshalb ein völlig gebrauchter Tag, auch weil der Aufsteiger in Maximilian Philipp und Caglar Söyüncü zwei verletzte Spieler zu beklagen hatte. Philipp wird mit einem Bänderriss länger ausfallen, Söyüncü wurde mit einer Gehirnerschütterung auf einer Rolltrage aus dem Stadion gebracht.

Der 20 Jahre alte Türke hatte sich die Kopfverletzung in der dramatischen Schlussphase zugezogen, in der die Freiburger zunächst vergeblich einen Handelfmeter reklamierten, ehe Karim Onisiwo mit dem einzigen Mainzer Tor aus dem Spiel heraus für den Endstand sorgte.

Während Streich danach mit besorgter Miene in den Mannschaftsbus stieg, plauderte Schmidt gelöst mit den Journalisten. Dass es in den kommenden Wochen nun fast ausnahmslos gegen Topteams geht, schreckte den 49-Jährigen nicht. «Die Gegner erwarten längst nicht mehr Mainz 0,5, sondern Mainz 05», scherzte Schmidt.

Dies soll am Donnerstag auch der AS St. Etienne in der Europa League zu spüren bekommen. «Wir wollen unsere Chance in diesem Final-Spiel nutzen», sagte Schmidt. Dafür würde er auch auf Spektakel verzichten. «Ich würde auch gerne einmal 2:0 statt 4:2 gewinnen.»


(dpa)

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