Kroos zaubert zum Real-Start

Madrid/Barcelona – Die Fans von Real Madrid rieben sich die Augen. «Gooool!», schrie der Fernsehkommentator nach dem Traumtreffer von Toni Kroos immer wieder fassungslos. Gleich zum Saisonstart gelang dem viel kritisierten deutschen Mittelfeldstrategen ein «Golazo» wie zu allerbesten Zeiten.

«Direkt in den Olymp der besten Tore», jubelte das Sportblatt «AS» und schwärmte vom «Kroos-Wahnsinn». Der 29-Jährige hatte den Ball gegen Celta Vigo in der 61. Minute aus 20 Metern in den Winkel gedroschen. Am Ende hieß es in Galicien 3:1 für die Gäste – ein Auftakt nach Maß und ein Seufzer der Erleichterung bei Coach Zinédine Zidane.

Die Zeitung «Marca» wollte am Tag nach dem Sieg bereits eine «Revolution» bei den Königlichen erkannt haben. «Das depressive Madrid aus den Freundschaftsspielen des Sommers hat sich im offiziellen Spiel in eine seriöse, solidarische, geeinte und effektive Mannschaft verwandelt», schwärmte das Blatt. «Mit dem gleichen Schema wie immer, mit den gleichen Elf wie immer – aber ein ganz anderes Madrid.»

Dass die gleiche Mannschaft wie immer auf dem Feld stand, lag auch daran, dass Zidane gleich auf zwei wichtige Neuzugänge verzichten musste: Eden Hazard, der im Juni vom FC Chelsea für 100 Millionen Euro zu den Königlichen gewechselt war, hatte sich im Training eine Muskelverletzung zugezogen, Stürmer-Talent Rodrygo aus Brasilien laboriert ebenfalls an einer Oberschenkelblessur. «Hazards Verletzung war Pech, ich hätte ihn gerne dabei gehabt», sagte Zidane nach dem Spiel. Aber auch ohne den belgischen Offensivstar lieferte Real «eine runde Partie», wie der Trainer es formulierte.

Ein «dreiköpfiges Monster» sei die Angriffsformation Casemiro-Kroos-Modric gewesen, begeisterte sich «Marca» – zumindest bis Vizeweltmeister Luka Modric in der 57. Minute wegen groben Foulspiels die Rote Karte sah. «Genau in dem Moment, in dem die Mannschaft es am dringendsten brauchte», habe Kroos dann getroffen, so «Mundo Deportivo». Und das, nachdem sich der deutsche Nationalspieler in der vergangenen Spielzeit «von seiner schlechtesten Seite» gezeigt habe.

Sogar Wechselkandidat Gareth Bale, mit dem Zidane bekanntermaßen kein gutes Verhältnis pflegt, wurde nach dem Sieg umjubelt. Der Waliser hatte die Vorarbeit für Karim Benzemas Führungstreffer in der 12. Minute geleistet. Zidane lobte, sowohl Bale als auch Vinicius Jr. hätten in der Defensive gut gearbeitet. Kapitän Sergio Ramos betonte, es sei nun Zeit, die verpatzte vergangene Spielzeit ohne Titel hinter sich zu lassen, um dieses Mal «eine großartige Saison» hinzulegen.

Der Sieg war für Real noch süßer, da Meister und Rivale FC Barcelona am Freitag ohne den verletzten Superstar Lionel Messi mit einer Niederlage in die Primera Division gestartet war. Bei Athletic Bilbao fehlte der Argentinier wegen einer Muskelzerrung. «Nicht jeder ist so wie er, und wir müssen lernen, damit umzugehen, wenn er nicht da ist», sagte Coach Ernesto Valverde nach der 0:1-Pleite. Altmeister Aritz Aduriz hatte kurz vor Abpfiff das Traumtor für Athletic erzielt, Barça-Keeper Marc-André ter Stegen war chancenlos.


(dpa)

(dpa)