Ist Religiosität für den Kindergartenplatz vortäuschen klug?

Berlin – Manche Frage traut man kaum zu stellen – nicht einmal dem Partner, und auch nicht einem Arzt oder Anwalt. Das Thema ist unangenehm, der Einblick in die persönlichen Lebensumstände könnte peinlich und tief werden, vielleicht drohen sogar rechtliche Konsequenzen.

Doch wie gut, dass einen Freund gerade ganz genau dasselbe Problem beschäftigt. Fragen wir also doch mal für ihn… Die Frage heute: Mein Freund ist nicht religiös, würde sich aber gerne dafür ausgeben, um sich einen Kita-Platz zu sichern – heiligt der gute Zweck die Mittel?

Antwort: Kann man so machen, wird aber kaum helfen. Denn Religiosität allein ist kein ausschlaggebendes Kriterium für die Aufnahme in einen Kindergarten. Ob ein Kind einen Platz erhält, hängt von deutlich mehr Faktoren als seiner Religion oder der der Eltern ab, erklärt die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (Ekbo).

Familienstruktur, Bevölkerungszusammensetzung und weitere Angebote im Umfeld spielen ebenso eine Rolle wie Vorgaben der Kommunen. Vielerorts werden Geschwisterkinder bevorzugt aufgenommen. Eine Quote zur Aufnahme bestimmter religiöser Zugehörigkeiten gibt es laut Ekbo jedenfalls nicht.

An manchen Orten Deutschlands mag das anders sein, aber selbst dann ist die Sache mit der vorgetäuschten Religiosität eigentlich Unsinn. Zum einen lässt sich leicht überprüfen, ob jemand zumindest Mitglied einer religiösen Gemeinschaft ist. Und wenn das Kind der angeblich religiösen Eltern bei der Kitaanmeldung nicht getauft ist, wirkt das zumindest unglaubwürdig. Zum anderen gehört zum pädagogischen Konzept konfessionell getragener Kindertagesstätten eben auch die Auseinandersetzung mit Religion. Wer damit ohnehin nichts anfangen kann, sollte sich vielleicht lieber die Mühe sparen und nach einem Platz in einer nicht-konfessionellen Kindertagesstätte Ausschau halten.


(dpa/tmn)

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