Hannover und das Warten auf den Sieg: «Keine Schönredner»

Hannover – Im Fußball gibt es verschiedene Wege der Krisenbewältigung. Man kann eine Mannschaft durch den Wald rennen lassen oder sie mit Videositzungen quälen.

Oder man macht es so wie André Breitenreiter: Der Trainer von Hannover 96 gab seinen Spielern nach dem 1:3 (0:1) gegen 1899 Hoffenheim einen Tag frei. «Damit sie mal abschalten und regenerieren», sagte der Coach.

Nach fünf Spieltagen der neuen Bundesliga-Saison ist die Notlage von Hannover 96 nur schwer zu greifen, das macht den Umgang damit ja auch so schwer. Da ist auf der einen Seite die Macht des Faktischen: Hannover hat keines dieser fünf Spiele gewonnen. Gegen Hoffenheim setzte es am Dienstagabend bereits die dritte Niederlage nacheinander. Auf der anderen Seite sah aber auch jeder: Hannover hätte zumindest vier dieser fünf Spiele auch gewinnen können.

Julian Nagelsmann hat jedenfalls Mitleid mit den Niedersachsen. Der Hoffenheimer Trainer erinnerte noch einmal daran, dass seine Mannschaft in den Tagen zuvor jeweils nur Unentschieden in der Champions League gegen Schachtjor Donezk und in der Bundesliga gegen Borussia Dortmund gespielt hatte. Verglichen mit diesen beiden Gegnern, sagte er, «hätte es Hannover heute verdienter gehabt, genauso viele Tore zu schießen wie wir. Hannover ist eine sehr gute Mannschaft, das habe ich heute wieder gesehen.»

Da das bloß nicht in der Tabelle zu sehen ist, steckt 96 vor dem nächsten Spiel bei Eintracht Frankfurt (Sonntag, 15.30 Uhr/Sky) in einem Kreislauf fest. Die Abwehr ist nach dem Verkauf von Salif Sané (Schalke 04) nicht mehr so stabil wie gewohnt. Auch deshalb fällt es der Mannschaft schwer, ein Leistungsniveau über 90 Minuten zu halten. Weil das so ist, hat Hannover Spiele wie gegen Hoffenheim oder Leipzig nicht gewonnen und merkt jetzt: Je länger die Ergebnisse ausbleiben, desto nervöser reagiert das Team auf Rückschläge.

«Das 0:1 hat uns komplett aus der Bahn geworfen», sagte Torjäger Niclas Füllkrug nach dem Spiel gegen Hoffenheim. «Das ist schmerzhaft, denn wir hätten heute alle ein Erfolgserlebnis gebraucht. Jetzt müssen wir wieder zu dem zurückkehren, was uns immer stark gemacht hat: Mutig und aggressiv zu verteidigen. Wir haben eine Mannschaft, die nicht zu schlecht ist für die Erste Liga.»

In dem Punkt ist sich auch Trainer Breitenreiter sicher. «Wir können es, wir haben das heute in der zweiten Halbzeit gezeigt», sagte er. «Wir müssen jetzt nur mal einen Sieg erzwingen.» Wie das gehen soll? «Über Erfolgserlebnisse im Training, über Einzelgespräche. Jetzt gilt es für uns, die Köpfe hochzuhalten», meinte er.

Die Gefahr besteht für 96 darin, erst einmal im Tabellenkeller festzuhängen. Vor genau einem Jahr holte man aus den ersten fünf Spielen stattliche elf Punkte. Das trug den damaligen Aufsteiger durch die Saison, das schaffte auch ein Polster für schwächere Phasen. Das fällt in diesem Jahr erst einmal weg. «Wir sind keine Schönredner. Wir sind sehr wach, was unsere Situation angeht», sagte Breitenreiter deshalb auch. «Wir brauchen jetzt ein Erfolgserlebnis.»


(dpa)

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