Google-Auto überführt Steuersünder

Mittlerweile dürfte wohl jeder schon einmal eines der sogenannten „Google-Autos“ mit futuristisch anmutender Spezialkamera, mit der der Internetriese Filmmaterial von ganzen Straßenzügen und einzelnen Gebäuden für seinen Dienst „Street View“ sammelt, gesehen haben. Selbstverständlich werden dabei nicht nur Vorgärten, Fassaden und Eingangsbereiche, sondern zwangläufig auch Personen in lustigen oder geradezu peinlichen Situationen gefilmt. In Litauen konnten dank „Street View“ sogar Steuersünder überführt werden. Ein unerwarteter Erfolg, den die dortige Steuerbehörde nun mithilfe einer eigenen App nochmals deutlich ausweiten möchte.

Beweismittel „Street View“

Während man hierzulande Einspruch gegen die Veröffentlichung von Bildmaterial, das die eigene Person oder eigenen Grund und Boden zeigt, einlegen kann, wurde Litauens Bürgern dieses Recht untersagt. Obwohl es fraglich ist, ob die mithilfe von „Google-Autos“ überführten Steuersünder sich der Gefahr, die von „Street View“ für sie ausgeht, bewusst waren. So zum Beispiel die Frau, die letzten Sommer in einer Hängematte vor ihrem Anwesen in Vilnius, der Hauptstadt Litauens, entspannte. Problematisch an dem dabei gemachten Schnappschuss ist, dass laut „Wall Street Journal“ weder das Haus, das gut 290.000 Euro wert sei, noch die drei Autos in der Einfahrt bei der zuständigen Steuerbehörde angegeben worden sein sollen. Nach Angaben des Chefs der Steuerbehörde seien auf diese Weise bislang über 100 Steuersünder entdeckt worden.

Mit dem Smartphone auf der Jagd nach Steuersündern

Auch wenn 100 überführte Steuersünder ein auf Anhieb beeindruckender Erfolg zu sein scheint, dürfte die Dunkelziffer der illegalen Hauseigentümer deutlich höher sein. Allerdings können die litauischen Steuerbeamten unmöglich die gesamte Datenmenge von Google im Alleingang abgleichen. Daher habe die Steuerbehörde eine eigene App entwickelt, mit der gewöhnliche Bürger in der Art eines Hilfssheriffs zum Steuerfahnder werden sollen. Nach behördeneigenen Angaben fände die App auch großen Anklang in der breiten Bevölkerung. So sollen bis jetzt schon knapp 2.600 Meldungen über vermeintliche Steuersünder eingegangen sein. Die Summe der daraus resultierenden Steuereinnahmen beliefe sich wiederum auf gut 2,5 Millionen Euro. Folglich scheint es eher unwahrscheinlich, dass Litauens Bürger in Zukunft darauf pochen dürfen, dass Ihr Eigentum bei „Street View“ unkenntlich gemacht wird.