Gebrauchte Mercedes E-Klasse zeigt wenig Makel

Berlin – Die E-Klasse ist wohl der populärste Mercedes überhaupt: Auch wer nur gelegentlich Taxi fährt, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit schon einmal mitgefahren in der oberen Mittelklasse aus Stuttgart.

Wer sich nach einem gebrauchten Exemplar umsieht, nimmt von einer Mietdroschke aufgrund der hohen Beanspruchung und Laufleistung lieber Abstand. Der Interessent sucht sich nicht nur besser ein Auto aus privater Hand, sondern schaut sich nach Möglichkeit nach einem neueren Modell um. Denn der Typ W 212 hat im Vergleich zum Vorgänger an Qualität zugelegt.

So plagten sich W-211-Halter noch oft mit Problemen an den Achsen herum, die beim Nachfolger während der Hauptuntersuchung (HU) kaum noch in der Kritik stehen.

Vorbildlich wird dort auch das Kapitel Beleuchtung geschrieben, während überdurchschnittlich oft auftretende Mängel der Feststellbremse fast schon zum Standardrepertoire der E-Klasse gehören. Der «Auto Bild Tüv Report 2019» führt dies auf die hohe Quote der Fahrzeuge mit Automatikgetriebe zurück: Aufgrund deren Parkmodus wird die Feststellbremse kaum benutzt – und rostet sprichwörtlich ein. Bemerkbar macht sich das bereits bei der ersten HU. Hinzu kommt, dass das Modell schon früh unnötig oft nicht auf Anhieb die Bescheinigung der Abgasuntersuchung (AU) erhält. Ansonsten ist dem W 212 kaum etwas anzukreiden.

Beim Pannenverhalten steht der ADAC vor einem Rätsel: «Gerade im Vergleich zu Audi A6 und BMW 5er ist das Bild unerklärlich schlecht», teilt der Club mit Blick auf seine aktuelle Pannenstatistik mit. Die beiden Konkurrenten hätten bei ähnlicher Laufleistung deutlich weniger Probleme. Anlasser und Motor machen bei den Baujahren 2009 bis 2012 ungewöhnlich viele Probleme.

Auch wurden Pannenhelfer oft gerufen, wenn es bei Autos von 2009 bis 2014 mal wieder Defekte am Generator zu diagnostizieren gab. Häufig kaputte Kraftstoffpumpen sind eine Eigenheit des 2009er Jahrgangs. Bei E-Klassen von 2010 kommen streikende Funkschlüssel und abgerutschte oder anderweitig den Dienst quittierende Kühl- und Heizungsschläuche dazu.

Die Zahl der bisherigen Rückrufe liegt mit elf beim W 212 ebenfalls recht hoch. Die Lenkkraftunterstützung, der Dieselkraftstofffilter oder der Steuerkettenspanner waren beispielsweise Auslöser für eine Aktion. Doch die größte Aufmerksamkeit erzeugte der Rückruf vom Juni 2018 wegen unzulässiger Abschalteinrichtungen an Dieselfahrzeugen.

Insgesamt 238.000 Fahrzeuge rief Daimler zurück, darunter auch etliche E-Klassen, zuvorderst der E 350 Bluetec vom Bauzeitraum Februar 2013 bis Dezember 2016. Durchgeführt wurde ein Software-Update.

Die E-Klasse Typ W 212 kam 2009 erstmals zu den Händlern – zunächst als klassische viertürige Limousine, kurz darauf als T-Modell, also als Kombi, der bei der E-Klasse traditionell ein riesiges Ladeabteil bietet. Gegenüber dem Vorgänger mit runden Leuchten, erhielt die neue E-Klasse eckige Scheinwerfer. Neu entwickelt waren vor allem Fahrwerk und Lenkung. Die E-Klasse-Limousine war zu ihrer Zeit das windschlüpfigste Auto ihrer Klasse mit einem cw-Wert von 0,25. Mit der Modellpflege von 2013 zogen neue Assistenzsysteme ein.

Ein Ausrufungszeichen setzte Mercedes 2012 mit dem E 220 CDI Blue Efficiency Edition mit 125 kW/170 PS, der auf einen Normverbrauch von nur 4,5 Litern Diesel kommt. Die übrigen Selbstzünder leisten je nach Baujahr und Ausführung 100 kW/136 PS bis 195 kW/265 PS aus vier und sechs Zylindern. Die Ottomotoren, von denen auch Achtzylinder aufgelegt wurden, geben 120 kW/163 PS bis 430 kW/585 PS im AMG-Modell ab. Eine 2011 herausgebrachte Erdgas-E-Klasse generiert 115 kW/156 PS bis 120 kW/163 PS.

Wer eine solche E-Klasse mit Gasantrieb sucht, muss laut «DAT Marktspiegel» der Deutschen Automobil Treuhand im Falle eines stärkeren Exemplars von 2012 noch durchschnittlich 14 550 Euro einkalkulieren, bei 130 000 Kilometern auf dem Zähler.

Ein gleich alter Sechszylinder-Diesel E 350 CGI ist mit mindestens 17 750 Euro und gleicher Laufleistung notiert. Soll es ein E 400 mit 245 kW/333 PS von 2015 sein, ebenfalls ein Sechszylinder, so liegt der durchschnittliche Verkaufspreis im Gebrauchtwagenhandel bei mindestens 27 600 Euro (74 000 Kilometer).


(dpa/tmn)

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