Gala und 100. Sieg – Federer und Djokovic im Halbfinale

London – Jubilar Roger Federer und Titelverteidiger Novak Djokovic haben ihre Dominanz einmal mehr bewiesen und spielen in Wimbledon um den Einzug ins Endspiel.

Der Schweizer Federer zog dank seines 100. Siegs beim weltweit prestigeträchtigsten Tennis-Turnier ins Halbfinale ein. Der 37-Jährige gewann sein Viertelfinale nach einem Satzrückstand mit 4:6, 6:1, 6:4, 6:4 gegen den Japaner Kei Nishikori.

«Es war ein süßer Sieg, das zu erreichen», sagte Federer angesprochen auf das Erreichen der 100er-Marke. Er habe das Jubiläum aber im Spiel und beim Jubeln nicht im Kopf gehabt. «Es war schwierig. Der Anfang war brutal. Es war wichtig für mich, im zweiten Satz dann in Führung zu gehen», analysierte er. Im Halbfinale bekommt es der achtmalige Wimbledon-Champion mit seinem spanischen Dauerrivalen Rafael Nadal oder dem US-Profi Sam Querrey zu tun.

Mit einer Tennis-Gala unterstrich auch der Weltranglisten-Erste Djokovic seine Ambitionen. Der 32-jährige Serbe fertigte den Belgier David Goffin mit 6:4, 6:0, 6:2 ab und trifft am Freitag auf den spanischen Halbfinal-Debütanten Roberto Bautista Agut. Bereits am Donnerstag bestreiten die Damen um US-Star Serena Williams ihre Halbfinals.

Durch seinen Sieg in 2:36 Stunden krönte sich Federer als bald 38 Jahre alter Weltklassespieler auch zum ältesten Grand-Slam-Halbfinalisten seit Jimmy Connors bei den US Open 1991. Zunächst urteilte Boris Becker als BBC-Kommentator noch, dass der Weltranglisten-Siebte Nishikori der bessere Spieler sei und es verdiene, den ersten Satz zu gewinnen. Doch dann kontrollierte Federer das Tempo der Ballwechsel besser, schlug stärker auf und durfte sich am Ende als erster Spieler bei den Herren über seinen 100. Einzelsieg bei ein und demselben Grand-Slam-Turnier freuen.

Im vergangenen Jahr hatte der Baseler mit dem Viertelfinal-Aus gegen den Südafrikaner Kevin Anderson einer herben Enttäuschung zu verdauen. Jetzt würde Federer gern mit einem neunten Triumph auf dem Londoner Rasen mit der früheren Weltklassespielerin Martina Navratilova gleichziehen. Mit acht Titeln war der vierfache Familienvater bei den Herren 2017 zum Rekordhalter aufgestiegen.

Djokovic hatte nach seinem eindrucksvollen Auftritt allen Grund zum Lächeln. «Ich habe mein bestes Tennis in diesem Turnier im Achtelfinale und heute gespielt. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung», bilanzierte der Serbe, räumte mit Blick auf Goffin aber ein: «Er war der bessere Spieler in weiten Teilen des ersten Satzes. Dieses Match hätte anders laufen können.»

Bis zum Gewinn des ersten Satzes musste Djokovic gegen den Finalisten von Halle und früheren Top-Ten-Spieler hart schuften. Anfangs zwang der ebenso wie der frühere Becker-Schützling flinke Belgier den Titel-Mitfavoriten in begeisternde Ballwechsel und sicherte sich das erste Break zum 4:3. Dann entwickelte sich auf dem Centre Court ein überraschend einseitiges Geschehen.

Zehn Spiele gewann der 15-fache Grand-Slam-Sieger nacheinander – eine bemerkenswerte Serie insbesondere im Herren-Tennis auf dem schnellen grünen Untergrund. Letztendlich war auch der 28-jährige Belgier nur ein Herausforderer, der den momentan besten Tennisprofi der Herren-Szene bei weitem nicht ernsthaft gefährdete.

In dieser Form sollte auch der Spanier Bautista Agut den Topgesetzten auf dem angestrebten Weg ins Endspiel kaum aufhalten können. Die 31 Jahre alte Nummer 22 der Welt setzte sich gegen den Argentinier Guido Pella 7:5, 6:4, 3:6, 6:3 durch und erreichte zum ersten Mal ein Grand-Slam-Halbfinale. «Er hat eine unglaubliche Konstanz in den Schlägen», lobte Djokovic. Gegen den Spanier hat er in dieser Saison beide Vergleiche verloren.


(dpa)

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