Einst Oberliga, nun Real Madrid: Stefan Kohfahl

Hamburg – Früher trainierte er den Hamburger Oberligisten Oststeinbeker SV, heute ist er ein «Königlicher»: Stefan Kohfahl leitet die westeuropäischen Fußballschulen von Spaniens Rekordmeister Real Madrid.

Mehr als 11 000 Kinder haben in diesem Jahr bereits an den mehrtägigen Trainingscamps teilgenommen. «Wir sind die Nummer 1 in Europa», sagt der Hamburger stolz.

Der 48 Jahre alte Sportwissenschaftler geht gerne neue Projekte an. Einmal eröffnete er mit seiner Frau Nicole ein Restaurant, ein anderes Mal gründete er eine Fußball-Zeitschrift. Einige Jahre war er Camp-Leiter bei den Fußballschulen des Hamburger SV. Glücklich wurde er dort nicht. «Es ging dem Verein nur um Markenbildung und Fan-Bindung. Mir hat der sportliche Anspruch gefehlt», sagte er. Er erarbeitete ein Konzept für ein Camp, wo die sieben- bis 14-jährigen Teilnehmer sportlich wirklich weitergebracht werden.

Von Madrid bis Barcelona, von Lissabon bis Mailand – Kohfahl klapperte viele europäische Spitzenvereine ab, um sein Konzept vorzustellen. Nicht immer lief alles rund. «Als ich beim FC Valencia vorstellig wurde, stand in der Präsentation noch, ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Atletico Madrid», erzählt Kohfahl und lacht.

Kohfahl hat für seinen Traum viel riskiert. Die Reisekosten und die Honorare für Mitarbeiter wären ohne Kredit nicht zu stemmen gewesen. Als Sicherheit diente sein Haus. «No risk, no fun», sagt seine Frau Nicole, die als Mediengestalterin mitarbeitet. «Es hat aber auch Tränen gegeben», fügt der zweifache Familienvater hinzu. Termine wurden kurzfristig abgesagt, Zusagen überraschend zurückgezogen. Mittlerweile hat seine Fußballschule 17 Angestellte.

Ende 2013 wurden die Verträge mit Real Madrid unterzeichnet, ein Jahr später fanden die ersten Camps statt. «Viele andere Vereine waren ebenfalls interessiert. Aber Madrid hat einfach die größte Strahlkraft», betont Kohfahl. Regelmäßig fliegt er in die spanische Hauptstadt, trifft sich mit den Vereinsverantwortlichen und durfte zuletzt gegen Sporting Lissabon sogar in der Königsloge Platz nehmen.

Die besten Kinder aus den Camps haben die Möglichkeit, im Bernabeu-Stadion aufzulaufen. Denn wenn die fünf Tage und 30 Stunden Fußball um sind, werden die größten Talente zu einem regionalen Finalcamp eingeladen. Dort wiederum qualifizieren sich die Besten für eine Reise nach Madrid, um dort Stars wie Toni Kroos nachzueifern. «Die knapp 20 Kinder können im dortigen Leistungszentrum trainieren und im Stadion spielen», sagt Kohfahl.

Laut Kohfahl geht es Real nicht darum, die deutschen Talente nach Spanien zu holen. «Das ist in dem Alter ohnehin nicht erlaubt.» Dass die Jugendtrainer einige Toptalente für später im Auge behalten, ist jedoch möglich – und von den Nachwuchsspielern sicher auch erwünscht.


(dpa)

(dpa)