Die Rakete fliegt – Rashica könnte Werder reich machen

Bremen – Es sind nur noch dreieinhalb Wochen, dann beginnt für Milot Rashica das vielleicht wichtigste Jahr seiner Karriere.

2020 entscheidet sich womöglich: Bleibt dieser hochveranlagte Stürmer bei Werder Bremen oder macht er seinen Verein im Sommer reich? Und: Schafft er es mit der Nationalelf des Kosovo zum ersten Mal in der Geschichte des kleinen Landes zu einem großen Turnier?

Der äußerst großzügige Qualifikationsmodus räumt dem Kosovo noch die Möglichkeit ein, in einer Playoff-Runde mit Nordmazedonien, Georgien und Weißrussland um einen freien Platz bei der EM 2020 zu spielen. Am Ende könnten Rashica und sein Team sogar noch in der deutschen Gruppe landen, falls es Rumänien in einer anderen Playoff-Runde auch noch schafft. In diesem Modus ist nichts unmöglich.

«Wenn wir uns für die EM qualifizieren würden, wäre das etwas Großartiges», sagte der 23-Jährige dem «Weser-Kurier». Bei allem Respekt vor diesem sportlichen Traum interessiert die meisten Werder-Fans vom nächsten Jahr an allerdings viel mehr, was nach dieser EM passiert. Ob Milot Rashica, genannt «die Rakete», dann noch einmal nach Bremen zurückkehrt oder nicht.

Der schnelle Angreifer ist schon in diesem zu Ende gehenden 2019 so etwas wie der Spieler des Jahres bei Werder. Bis zu dem Heimspiel gegen den SC Paderborn an diesem Sonntag (18.00 Uhr/Sky) hat Rashica von Januar bis Dezember in 30 Bundesliga- und Pokalspielen bereits 19 Tore erzielt. Erst am vergangenen Sonntag sorgten seine beiden Treffer beim 3:2-Sieg in Wolfsburg dafür, dass Werders Sieglos-Serie in der Fußball-Bundesliga nach acht Spielen endlich zu Ende ging.

«Bringt Rashica Werder 50 Millionen?», titelte «Bild» nur einen Tag nach diesem Spiel. Und auch sein Trainer Florian Kohfeldt klingt nicht so, als halte er diese Summe für völlig abwegig. «Er ist ein Spieler, der Bundesliga-Spiele entscheiden kann. Das findest du nicht so häufig», sagte Kohfeldt über Rashica. «Milot hat unglaubliche Fähigkeiten. In der Geschwindigkeit, im Torabschluss, im Passspiel.»

Diese Fähigkeiten fallen auch anderen auf. Rashica würde mit seinem Tempo gut nach England passen, mit seiner Spielweise aber auch nach Spanien. Die Aussicht, ihren aktuell besten Spieler womöglich bald zu verlieren, macht den Bremern allerdings keine Angst – eher im Gegenteil. «Es ist uns in den letzten Jahren gelungen, durch die Entwicklung von Spielern interessante Werte zu schaffen», sagte Frank Baumann dem «Weser-Kurier» bereits im Sommer. Und der Geschäftsführer Sport fügte noch den wichtigen Satz hinzu: Es sei «wahrscheinlich, dass wir nach dieser Saison zwei oder drei Stammspieler verlieren».

Werder hat seit 2018 viel Geld in die Transfers von Davy Klaassen oder Niclas Füllkrug sowie in neue Verträge mit Maximilian Eggestein oder Ludwig Augustinsson gesteckt. Um dieses Geld wieder reinzuholen, benötigt der Club zusätzliche Einnahmen. Nach dem Erreichen der Champions oder Europa League sieht es in dieser Saison nicht mehr aus. Also ist der Verkauf eines Leistungsträgers eine realistische Option. Und mit keinem anderen Bremer Spieler ließe sich im Moment mehr Geld verdienen als mit Rashica.

Werders Nummer 7 ist vertraglich noch bis 2022 an seinen Verein gebunden. «Ich fühle mich sehr wohl in Bremen», sagte er. «Ich stehe nicht unter Entscheidungsdruck und muss jetzt unbedingt etwas machen.» Aktuell hat Rashica alle Optionen. Er könnte seinen Vertrag mit Werder zu deutlich verbesserten Konditionen verlängern und sich eine Ausstiegsklausel sichern. Oder alle Beteiligten handeln eine Ablösesumme im Sommer frei aus. So oder so: In das Jahr 2020 geht Milot Rashica mit den besten Aussichten.


(dpa)

(dpa)