Der umtriebige Becker-Manager: Ion Tiriac wird 80

Madrid – Ohne Ion Tiriac hätte Boris Becker Wimbledon als 17-Jähriger womöglich nicht gewonnen. Mit Vehemenz rief der Manager nach einem Schreckmoment im Achtelfinale gemeinsam mit dem damaligen Trainer Günther Bosch von der Tribüne aus, Becker solle den Arzt auf den Platz holen.

Bloß nicht aufgeben, habe er 1985 gedacht, als sein Schützling auf dem berühmten Rasen umknickte, stürzte und in Richtung des Netzes schritt, schilderte Tiriac in der ARD- Dokumentation «Boris Becker – Der Spieler». Mit bandagiertem Knöchel gewann Becker dann doch noch gegen den Amerikaner Tim Mayotte und kürte sich wenige Tage später zum jüngsten Wimbledon-Gewinner der Tennis-Geschichte.

Der Name Tiriac wird in Deutschland vor allem mit Beckers Ausnahme-Karriere verbunden bleiben. Zusammen mit Bosch machte der Geschäftsmann aus dem Leimener eine Sport-Legende und löste damit in den 1980ern einen Tennis-Boom in Deutschland aus. Am heutigen Donnerstag feiert Tiriac seinen 80. Geburtstag.

«Er ist ein Typ, der elf Jahre meines Lebens verschlungen hat. Das kann man nicht vergessen», sagte Tiriac einmal über den dreimaligen Wimbledonsieger. Noch immer ist der Unternehmer, Stratege und Strippenzieher umtriebig. Kurz vor seinem runden Geburtstag sei sein Kalender prall gefüllt, lässt seine PR-Fachfrau wissen.

Der frühere rumänische Eishockey-Nationalspieler war selbst nicht mit dem größtem Tennis-Talent gesegnet. Dennoch gewann der rumänische Davis-Cup-Spieler 1970 gemeinsam mit seinem Landsmann Ilie Nastase die French Open im Doppel.

Aufgewachsen war Tiriac in Kronstadt als Sohn eines Postmanns. Als er noch ein Junge war, starb der Vater. Tiriac war es dann, der für die Familie Geld verdiente, er fing als Fabrikarbeiter an. Über Bosch, der in seiner Nähe geboren worden war, begann 1984 die Geschäftsbeziehung mit Becker. «Ich habe Becker zu einem der reichsten Sportler der Welt gemacht», sagte er nach der Trennung vom deutschen Sportstar, der inzwischen für Schlagzeilen über seine finanziellen Verhältnisse sorgt.

Als das Talent schon als Teenager sein Elternhaus verließ und nach Monaco zog, verbrachte er mit Diskussionen gefüllte Abende mit seinem Manager, dem Mann mit der etwas zu großen Brille und dem auffälligen Bart. Tiriac habe ihm «das große Leben beigebracht», erzählte Becker in der ARD-Dokumentation, die zu seinem 50. Geburtstag produziert worden war. Der Manager war ein strenger Aufpasser, er forderte Disziplin. «Manchmal hat Ion in ein Glas gebissen. Die Scherben, die dann entstanden sind, gekaut. Das war für mich ein Zeichen, oh Gott, mit dem ist nicht zu spaßen», sagte Becker.

Tiriac gilt als einer derjenigen, der im Tennis mit am meisten Geld verdient und den Sport immer mehr kommerzialisiert hat. Er sammelt Oldtimer, ist einer der reichsten Männer Rumäniens. «Tennis ist eine Industrie», sagte der Manager.

Tiriac ist nicht unumstritten, auch beim Deutschen Tennis Bund (DTB) nicht. Vor Jahren verdrängte er das Traditionsturnier am Hamburger Rothenbaum aus dem Kalender der Masters-Turniere und stampfte stattdessen das Event in Madrid aus dem Boden, das derzeit läuft. Georg von Waldenfels, zu dieser Zeit DTB-Präsident, schimpfte damals: «Er glaubt, mit Geld kann man alles kaufen.»


(dpa)

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